Herbsttag

Aus dunkler Nacht sich nun der Morgen schält,
dem müden Dämmern noch anheim gegeben.
Ein Tag, den Herbstes Kühle sich erwählt,
um ihre feuchten Schleier hier zu weben.

Verschwommen die Konturen; dort im Tal,
wo sonst von weitem schon der Kirchturm blinkt,
trifft Nebeldichte ihre Tarnungswahl,
und alles matt im Einheitsgrau versinkt.

Jedoch der junge Tag, der Sonne Strahl,
sie lassen bald die Helligkeit obsiegen.
Was vormals darbte, schien dem Auge fahl,
darf nun erwachen, sich im Golde wiegen.

Es schenkt die Sonne ihres Lichtes Gunst,
beleuchtet glänzend Herbstes Farben-Kunst.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing
Wiesbaden, Nerotal

Herbstlich

Heut zeigt der Herbst ein grau Gesicht,
lässt uns am Morgen Kälte spüren:
Noch ist September, ihn stört’s nicht,
zu postulieren Sonn-Verzicht,
nimmt Alpen winterlich in Pflicht,
den Schneefall reichlich zu erküren.

Für uns im Tal schickt er den Regen,
in Bach und Fluss das Wasser steigt.
Nach Sommers Trockenheit, ein Segen,
um Felder, Wälder noch zu hegen,
wenn auch zum Teil auf falschen Wegen
er oft zu Übertreibung neigt.

Ich warte auf sein farbig Malen,
wenn er den Büschen, Bäumen schenkt
der goldnen Kleider leuchtend Strahlen,
bevor November sie zu kahlen
Gestalten in des Nebels fahlen
feuchtkalten Tag ins Abseits drängt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

November

Im Nebel ruht noch still verborgen
das Tal, das sonst so lichterfüllt
erwachte, wenn der helle Morgen
die Sonnensehnsucht hat gestillt.

Jetzt liegt das Dorf verschleiert da,
sogar des Kirchturms hohe Spitze,
die man sonst schon von Weitem sah,
kann nicht in ihrem Golde blitzen.

Ein matter Schatten die Allee,
die Bäume, kahle Spukgespenster.
Im kleinen Landhaus dort am See
dringt schwach nur Licht aus einem Fenster.

Novemberblues, gedämpft hier singt
der Spätherbst nun sein Abschiedslied,
das traurig mit den Nebeln schwingt,
bevor des Winters Weiß erblüht.

© Foto u.Gedicht : Ingrid Herta Drewing

Novembermorgen im Kurpark

Der Tag erwacht im Nieselregen,
nun da der Nebel sich gelegt.
Die Blätter auf den nassen Wegen
sind rutschig, der Laubbläser Fegen
hat sie nur kurz zur Seit‘ bewegt.

Die Bäume, wild vom Wind geschoren,
nun stehen kahl in der Allee,
so schwarz befrackt im Nass verloren,
als habe man sie auserkoren
zum Krähen-Stammplatz in der Höh‘.

Der Park liegt schweigend, deine Schritte
hört man auf Herbstes Teppich nicht.
Gut eingemummt in Mantels Mitte,
vergisst du stummer Sehnsucht Bitte,
dies Hoffen auf der Sonne Licht.

Doch plötzlich bricht in diese Stille
der grünen Papageien Ruf.
Ein ungebändigt‘ starker Wille
erinnert an des Lebens Fülle,
das Frühlings, Sommers Träume schuf.

© Foto u. Text /Ingrid Herta Drewing,2019

Halsbandsittiche im Kurpark/ Wiesbaden

Novemberende

Im Nebel liegen die Tage,
nasskalt umfängt dich die Luft.
Es fehlt des Lichts Lustansage,
unlängst noch leuchtende Frage
der Blätter, nun nah der Gruft.

Doch hilft dein eigen Gestalten
zu wärmen Seele und Sinn,
du magst zu Haus schmückend walten,
die alten Bräuche entfalten,
erwarten Advents Beginn.

Ganz gleich zum wievielten Male,
trotz Weihnachtsmuffels Gestöhn‘,
es tragen die Rituale
der Feste, auch regionale,
uns schön zu freudigen Höh’n.

© Foto u. Text /Ingrid Herta Drewing,

Novemberspaziergang

Nebel gefiedert
kauern des Herbstes Vögel
im kahlen Geäst.
Nur trüb fließt Laternen-Licht,
und Konturen verschwimmen.

Schweigende Schritte,
nasse Blätterteppiche.
Noch wärmt der Mantel.
Doch Kälte greift ins Gesicht
und schwingt hauchzarte Fähnchen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Novembermorgen

November, die Nebel kreisen
noch über Garten und Haus,
tauschten mit Frost nachts die leisen
Raureif-Gespinste aus.

Auch dort im Park auf den Wiesen
schimmert ein eisiger Flaum,
bald mag die Sonne begrüßen
den Morgen, noch nistend im Baum.

Wiesbaden, Nerotal

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

November-Stimmung

November-Nebel hält das Tal,
die kleine Stadt gefangen.
Im Grau erscheint das Leben fahl,
unwirtlich kühle, nasse Qual
will draußen dich empfangen.

Da schätzt du einen warmen Ort,
fühlst dich zu Haus‘ geborgen.
Dort stört kein kalter Wind von Nord
und am Kamin, dem Flammen-Hort,
versüßt dir Tee den Morgen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Unterwegs im Münsterland

Das Fernlicht greift tief in die Nacht,
sucht sich der Straße Band.
Die Nebelgeister sind erwacht
und streifen über Land.

Sie springen rasend wild und kommen
in Schleiern auf mich zu,
im Lichte schemenhaft verschwommen.
hör ich sie leis‘ mir flüstern zu :

“ Du, Menschlein klein, meide die Heide
und halt‘ dich fern vom dunklen Moor!
Wir führen Lämmer auf die Weide,
gar viele sind ’s, die man verlor!“

Mein Schaudern kommt mir seltsam vor,
muss an von Droste denken.
Ihr Knabe geistert hier im Moor
und stört mich schier beim Lenken.

Da endlich! Häuser sind in Sicht
und leuchtende Laternen.
Hier stören Nebelgeister nicht;
am Himmel funkeln Sterne.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstmorgen

Ein kühler Morgen, doch der Sonne Licht
erhellt die Landschaft unsrer kleinen Welt,
wo Herbst bemalt der Bäume Laubgesicht,
ein Leuchten, Augenweide,die gefällt.

Und Blattgold seidig glänzt in Birken, Linden,
den Ahorn ziert ein strahlend schönes Rot;
die Krähen munter sich am Stadtrand finden,
wo sie sich bergen, bevor Winter droht.

Im Park spazierend, so den Tag begrüßen,
der sich mir farbenprächtig heute zeigt,
mag ich nun dieses Herbstgeschenk genießen,
bevor das Tal in trübem Nebel schweigt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing