Zu Hause

Geschlossen sind die Fenster,
denn Sturmwind fegt ums Haus,
reißt nassen Baumgespenstern
die letzten Blätter aus.

Lässt hoch in Lüften tanzen,
was unlängst golden, satt
an Baum und Busch den Pflanzen
als Zier gegolten hat.

Da fliehen selbst die Krähen,
die sonst kein Wetter schreckt.
Sie suchen und erspähen
in Nischen ihr Versteck.

Der Himmel, grau verschattet,
nimmt Wolken in die Pflicht,
und Sonne, nun ermattet,
gewährt nur trübes Licht.

Du bist zu Haus geborgen,
wo Feuer, Liebe wärmt,
und im Kamin am Morgen
schon rot die Flamme schwärmt.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Nach dem Unwetter

Es legt der Tag im Morgen seine Spuren,
und hinterm Wolkengrau da wartet Licht,
das bald auf den verwaisten Sonnenuhren
hell strahlend durch der Zeiger Schatten spricht.

Die Rosen blühen, blieben ungefährdet
in ihrer Mauernische unterm kleinen Dach,
als sich Gewitterstürme wild gebärdet‘
und manchen hohen Baumes Astwerk brach.

Die Hagelwälle, die die Straße säumten,
sie sind getaut; auch droht nicht mehr Verzicht
dem Weitblick, viele Hände halfen, räumten
den Schutt-Berg fort, der dort versperrt‘ die Sicht.

Wenn man einander hilft, zusammen steht,
wird meist‘ das ärgste Übel obsolet.

© Ingrid Herta Drewing, 2016

Herbst-Impressionen

Der Spätherbst hat sich kühl hier eingefunden,
und Sturmwind, übermütig, bläst Salut.
Vorbei die goldnen, warmen Sonnenstunden;
der Mensch trägt Schal und Mütze,Mantel, Hut.

Die Blätter lösen sich von ihren Zweigen
und dürfen tanzen, leicht im Winde schweben.
Nun, da die Tage sich im Nebel neigen,
verspricht ihr Farbgesicht noch neues Leben.

Zeigt doch Natur auf wunderbare Weise
verwoben Ende, Wiederkehr und Werden.
Sie nimmt und gibt ein Wachsen, sanft und leise,
in schönem Blühen, Reifen hier auf Erden.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstbäume

Schön leuchten sie in seidig‘ goldnem Glänzen,
die Bäume; Maler Herbst die Farben schenkt,
und manche mag er feuerrot umkränzen,
wenn er im Künstler-Licht den Pinsel schwenkt.

Bald lässt der Wind die hohen Bäume raunen,
wenn übermütig er nach Blättern greift,
sie löst und raubt, in wilden Tanzes Launen
und Wirbeln weit hinweg mit ihnen schweift.

Gesellt sich zu ihm noch ein starker Regen,
sind alle Äste eines Morgens kahl.
Die Blätterpracht liegt achtlos auf den Wegen,
und Nebel hüllen ein die Bäume fahl.

Doch spendet Trost der Kreislauf der Natur:
Was welkte, fiel, kommt wieder, schläft wohl nur.

© Ingrid Herta Drewing,2015

April

April und seine frechen Wetterlaunen,
wer kennt ihn nicht, ward nie von ihm gefoppt.
Auch Osterhasen bringt er flugs ins Staunen,
wenn er ihr heimlich Werk gewitternd stoppt.

Sogar mit Schnee bedeckt er wild die Blüten;
die Hagelschauer sind ihm gar nicht fremd.
Und früher riss sein gar so stürmisch’ Wüten
von Wäscheleinen Opas bestes Hemd.

Der Mensch folgt diesen Launen selbst auch scherzend,
schickt Ahnungslose keck in den April.
Am ersten Tag des Monats, nichts verschmerzend,
sogar das Fernsehen Enten senden will.

Ja, manche Lüge kommt so wahr daher,
dass sie beschworen wird noch hinterher.

© Ingrid Herta Drewing

Närrischer Winter

Es kann der Winter sich wohl nicht entscheiden,
wie er sich heuer hier nun präsentiert.
Soll er sich nassforsch nebelgrau einkleiden,
vielleicht auch schneeweiß, wenn er kalt spaziert?

Da wirft er stürmisch alles aus der Höh‘,
lässt an der Nordsee Wellenkämme türmen,
der Osten und der Süden steckt im Schnee,
der Westen regenblass, ein Meer von Schirmen.

So närrisch wie die fünfte Jahreszeit
begleitet er da jetzt den Karneval.
Ich mag’s nicht, bin vergrätzt, hab’s gründlich leid
und warte auf den Frühling hier im Tal.

Der wird, ich hoff’s, den Wetterwunsch erfüllen
und endlich meine Sonnensehnsucht stillen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Wetterwunsch

Nebelgrau zeigt sich der Tag,
Wolkenwände unverfroren
schicken Regens kalte Plag.
Sonnenfühlung scheint verloren.
Wünsche, Winter wäre da,
weiß und klar!

Fern uns bleibe schlimmer Sturm,
der nur wüten will, zerstören
Wälder, Felder, Haus und Turm,
Meeresfluten mag beschwören!
Möge halten jeder Deich!
Wasser weich‘!

Helle Stunden, kühl und blau,
goldne Sonne, weiße Weiten,
Schneestern-Diamantenschau
durch die Landschaft dürfen leiten!
Scheine endlich! Sonne strahl‘,
doch nun mal!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Blumenfreude

An grauen Tagen hilft ein Hauch von Blüten,
der grünen Pflanzen Flor, ein Kerzenlicht,
dass wir die gute Stimmung uns behüten,
die uns die Freude in das Leben flicht.

So schenken uns im Winter Gärtner schon
Narzissen, Tulpen, Duft der Hyazinthen,
Mimosen, Südens Sonnen-Frühlings-Lohn.
Wir dürfen sie in unsren Tag einbinden.

Mag es auch draußen regnen, stürmen, toben,
wir dieses Wetter, das uns graut, beklagen,
lässt sich zu Haus im Blütenbilde loben
die Hoffnung doch in wohligem Behagen.

So hält uns auch im Winter die Natur
in ihrem lichten Kleid auf heller Spur.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Spätherbst im Park

Der Sommerlieder verlorene Klänge,
es wirbeln die farbigen Blätter im Wind,
wild tanzend, bis Regen trommelt, Gedränge,
in buntem Teppich ein Weben beginnt.

Sie liegen, einst grün, zum Welken bereit.
Doch zaubern nun Frost und Nebel am Morgen
ein silbernes, schimmerndes Raureifkleid,
die dunkle Wandlung durch Schönheit verborgen.

Du siehst dieses Bild, und dich Wehmut befällt,
weil alles, was lebt, im Irdischen schwindet,
das Glück, der Glanz und die Freude der Welt
sich irgendwann auch im Enden befindet.

Damit es kann wachsen, dies‘ pralle Leben,
muss es im Kreislauf das Sterben wohl geben.

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Oktobergrau

Des Regentages feucht Gesicht
begegnet mir mit matten Blicken,
wo gestern, leuchtend noch im Licht,
der Herbst mit seinem Farbgedicht
mir Sinn und Seele konnt‘ beglücken.

Tief Katrin über Land spaziert,
hat mit Oktober angebandelt,
sein warmes Gold rasch konfisziert
und uns schon stürmisch vorgeführt,
wie schnell sich Hell in Dunkel wandelt.

Ich hoffe, dass nur kurze Zeit
der Herbst wird dulden die Chimäre,
damit von tristem Grau befreit
Natur in farbenfrohem Kleid
beende strahlend die Affäre!

© Ingrid Herta Drewing,2014