Herbstlied

Es hat der Herbst die Bäume angehaucht,
die morgens sanft im Nebelbett noch ruhen,
und auch die Heide träumt in zartem Rauch;
die Glockenelfe tanzt in feuchten Schuhen.

Doch mittags darf im Sonnenschein erstrahlen
das weite Land in seinem Pflanzenflor,
wo die Natur in farbenfrohem Malen
still zaubert ihrer Töne Gold hervor.

Und lässt hier schön die hellen Saiten klingen,
spielt indian summer, macht den Himmel weit,
und dennoch schwingt der Abschied in dem Singen,
erzählt von langem Traum in stiller Zeit.

Wenn sich der Pflanzen Leben nimmt zurück,
um Kraft zu sammeln für das Frühlingsglück.

Ingrid Herta Drewing

Wetterbilanz

Grau wie das Schieferdach hängt hier der Himmel,

die Wolken haben heuer Konjunktur

und halten sich dort oben dicht wie Schimmel,

verwaist in Trübsal ist die Sonnenuhr.

Sogar die Zeit scheint hier nun still zu stehen.

Nur wenn die Nacht kommt, wird dir vielleicht klar,

dass dieser Pseudotag zu End’ mag gehen,

du siehst, auch Mond und Sterne sind nicht da.

In Uniform geht es einher, dies’ Jahr

mit militanten Stürmen, Regengüssen,

kaum Frühling, Sommer, Herbst, nur Nebelschar

beherrscht das Land und auch den Lauf der Flüsse.

Der Winter könnte es in Weiß noch krönen,

doch kommt auch er uns meist im Einheitsgrau.

So bleibt nur Sehnen nach der Sonnenschöne

und einem lichten, klaren Himmelsblau.

Ingrid Herta Drewing

Nebel

Jetzt schlafen selbst die Träume,
ein stilles Lied der See;
wo jüngst noch Flammenbäume
im Herbst die Ufer säumten,
weilt nass die Nebelfee.

Durch ihre Schleierhüllen
dringt matt der Sonne Strahl.
Diffus mag sie erfüllen
hier einen warmen Willen
im Jahreszeiten-Tal.

Verstummt die frohen Klänge,
des Sommers süße Geigen.
In diesen grauen Fängen,
der dichten Nebelenge
liegt nur noch müdes Schweigen.

Ingrid Herta Drewing

Jahreszeitenwechsel

Sanft segnet er die Flur mit milden Händen.

Das Sonnenschiff hat Segel schon gehisst.

Nach Süden wird sich nun der Sommer wenden.

Dort hat man ihn schon lange Zeit vermisst.

Bei uns kehrt Frühherbst ein mit klaren Tagen,

auch wärmt uns noch das helle Sonnenlicht,

bevor Novembers graue Nebelsagen

beständig feiern Feuchte und Verzicht.

Wir trinken uns noch satt am Farbenspiel,

das Herbst in seinem Malerrausch beschert,

die reifen Früchte, pralles Ernteziel,

zum Erntedank-Fest würdigt man den Wert

Wir preisen froh den Schöpfer, der dies gibt

und alles Werden, Leben göttlich liebt.

Ingrid Herta Drewing