Winters Rückkehr III

Zurück kam Winter über Nacht;
er gibt sich nicht geschlagen
und schickt im Sturm sein Flockenheer.
Als Tauwind uns die Frühlingsmär
so lieblich wollte sagen,
ward er im Nu zu Fall gebracht.

Und wieder grüßt in Weiß die Welt;
im Schneepelz sich verstecken
vereinzelt gelbe Winterlinge.
Schneeglöckchens zartes, grünes Klingen
vermag ihn nicht zu wecken,
den Lenz , den ’s noch im Schlafe hält.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsnähe

Schneeglöckchen, zarte,grüne Spitzen
keck schauen aus dem Weiß hervor.
Schneeflöckchen tauen, hell aufblitzen
im Sonnenlicht, das steigt empor.

Eiszapfen hängen an den Dächern
und weinen im Synkopentakt;
der Winter,der sie ließ auffächern,
ist reisefertig, hat gepackt.

Er flieht den Tauwind, zieht nach Norden
und räumt dem Frühling das Revier.
Bald werden Gärten überborden
in duftend‘ reicher Blütenzier.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsgewisper

Das bleiche Gesicht
des müden Wintertages
schließt nun die Augen.

Ein Hauch von Frühling,
Hyazinthenduft im Raum,
lässt sanft mich träumen
von hellen,goldnen Tagen,
Blütenrausch und Vogelsang.

© Ingrid Herta Drewing

Am vereisten See

Erfroren der Klang,
goldene Fische dümpeln
in des Sees Tiefe.

Dort dicht am Eisloch
eine Entenversammlung,
von Krähen beäugt.

Brotstückchen fliegen
aus der kleinen Kinderhand
ins Wasser hinein.

Und ich träume vom Frühling,
der uns die Singvögel bringt.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsgeflüster

Es hat die kleine Zuckerfichte,
noch unlängst weihnachtlich geschmückt,
mich hier im Raum bei Zimmerlichte
mit jungen Trieben nun beglückt.

Seh‘ ich des Bäumchens schön‘ Geschenk,
das helle, zarte Lebensgrün,
ich heimlich schon an Frühling denk‘:
Wie wird die Welt hier neu erblüh’n!

© Ingrid Herta Drewing

Waldestraum

Die Bäume beugen, tief verschneit,
sich unter winterlicher Last.
Es hat der Frost das weiße Kleid
geschmiedet fest an Zweig und Ast.

Was jetzt bezaubert unsren Blick,
wenn aus den Wolken Sonne bricht,
erträgt der Wald als stumm‘ Geschick
und wartet auf des Frühlings Licht.

Auf dass im Tauwind er dann lind,
befreit von seinem harschen Gast,
die Leichtigkeit zurück gewinnt
und knospend in den Himmel fasst.

© Ingrid Herta Drewing

Wintersonnenwende

Die Weihnachtsstimmung schwimmt im Regen.
Die Füße werden nass, und kalt
weht dir der Nordwind noch entgegen
und bläst den Nebel aus dem Wald.

Hier grünen hohe Tannenbäume,
von Schneelast Äste unbeschwert,
und frühlingshafte Weihnachtsträume
ein zwitschernd Meisenpaar beschert.

Die Illusion, zur Sonnenwende
zög‘ mit dem Licht auch Frühling ein,
hebt nur für kurze Zeit die Blende,
dann holt dich Winter wieder ein.

© Ingrid Herta Drewing

Unterm Schnee

Sanft fällt der Schnee und hüllt das Tal
in einen weißen Schleier ein.
Was vormals starrte grau und fahl,
erwacht in zartem Zauber rein.

Verändert wirkt hier manches Ding:
Mit Mützen stehen Pfosten da.
Nun Silbernetz, sich Schnee verfing,
der Drahtzaun, der so rostig war.

So deckt der Schnee auch vieles zu,
was eine Prüfung nicht besteht;
und die Kritik, sie findet Ruh‘;
ihr Urteil scheint fast obsolet.

Im Frühling wird’s die Sonn‘ erneuern,
wenn sie bringt alles an den Tag.
Jetzt brauchen wir ein heimisch‘ Feuer,
Geborgenheit, nicht Frust und KLag‘.

© Ingrid Herta Drewing

Trost im Spätherbst

Die Nacht, so Mond beschienen, sternenklar,
jedoch der Tag versinkt im Einheitsgrau.
Nur Raureif,Nebels Kuss, säumt hier bizarr
die welken Blätter in der Bodenschau.

Mit seinen kalten, feuchten Händen hat
der Spätherbst nun die Landschaft ganz erfasst.
Was vormals leuchtete und glänzte satt,
das liegt jetzt fahl und todesstarr erblasst.

Ein monotones Bild,das traurig stimmt;
da muss die Hoffnung wiederholt beteuern,
dass alles, was hier nur noch sterbend glimmt,
auflodern wird, sich blühend zu erneuern.

Das pralle Leben der Natur macht Pause,
ruht sanft im unterirdischen Zuhause.

© Ingrid Herta Drewing

Herbst-Hoffnung

Die letzten Astern noch im Garten,
fast zaghaft blickt ihr Sterngesicht
in Spätherbsttrübe noch als Licht.
Es lässt die Sonne auf sich warten.

Rundum die Bäume stehen kahl;
der Blätter Zierde, ausgeträumt,
jetzt welk den Stamm am Boden säumt.
Was einstmals grünte, wirkt nun fahl.

Da wird auch dir schwer das Gemüt,
als sei dein Leben mit betroffen;
jedoch dein Wissen nährt das Hoffen,
dass alles wieder neu erblüht.

© Ingrid Herta Drewing