Herbstgold

Wie blau, wie wolkenlos der Himmel ist,
als habe heute Herbst zum Fest geladen!
Im Sonnenschein, den wir so lang vermisst,
wir können froh Gesicht und Seele baden.

Vergessen ist des Nebels graue Hülle,
hier lockt die Landschaft in den schönsten Farben.
Das Auge sieht sich satt an dieser Fülle;
Oktobergold lässt uns nicht länger darben.

Zwar gibt er sich im Schatten schon recht kühl,
vereinzelt führen Fröste in den Morgen;
doch jetzt am Mittag siegt das Hochgefühl,
des Tages Frische fegt weg alle Sorgen.

So sollte Herbst hier noch recht lange währen,
bis uns des Winters Boten dann beehren.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Wunsch

Den Morgengruß der Sonne
froh erwidern,
im Einklang mit den Liedern,
die die Vögel singen,
bevor sie,
sanft entfalten ihr Gefieder,
auf leichten Schwingen
in die Lüfte dringen.

So wie die Möwe
auf der Welle schwebt,
um gleich darauf
in Höhen aufzusteigen,
so möchte ich,
wenn sich die Tage neigen,
dem Licht entgegensehen,
das im Geiste lebt.

© Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Kurpark, „Flötenspieler“,Bronze, 1965 von Walter Wadephul

Herbstlicht

Wenn die Blätter schweben, fallen,
zieht’s mich in den Park hinaus,
mag, bevor die Nebel wallen,
Herbstes Schönheit kosten aus.

Eine wahre Augenweide
schenken mir dort Busch und Baum,
wie natürliches Geschmeide
wirkt das Laub, ein goldner Traum.

Freudig seh‘ ich dieses Leuchten,
wenn das Licht in Wipfeln schwingt
und nach Tau und Regenfeuchtem
farbenfrohe Töne singt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Herbst- Beschaulichkeit

Der Regen malt mir Muster auf mein Fenster,
und Tropfen perlen, tanzen trüb im Licht.
Zwar wichen Nebelmorgens Grau-Gespenster,
doch Dauerregen sieht sich in der Pflicht.

Da schätz‘ ich mein gemütliches Zuhause,
das warme Leuchten, das im Stövchen glimmt;
und ich genieße Tee, gönn‘ mir die Pause,
das trübe Wetter mich beschaulich stimmt.

Wenn ’s draußen dräut, fühl‘ ich mich drin geborgen,
entfliehe Kälte, folg dem schönen Klang
der Poesie und hör‘ an solchem Morgen
Musik, Konzerte, Opern, Kunstgesang.

Auch wenn das Wetter sollte schaurig walten,
vermag ich’s, mir mein Leben zu gestalten.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Kaleidoskop

K aleidoskop des Lebens,
A uch Hort der Phantasie,
L ässt dich wohl nicht vergebens
E ntdecken Harmonie.
I m Spiegelspiel des Schönen,
D as klar und hell erscheint,
O rt, der in Farbentönen
S ich der Natur vereint,
K ann Seele, Sinn betören,
O ft magisch fast beschwören
P akt, der die Vielfalt meint.

© Ingrid Herta Drewing

Frühsommertag

Ich mag den Sommer, wenn die Kirschen reifen,
die Sonne strahlend früh am Morgen spielt,
ein leichter Wind hier will die Wipfel streifen,
bevor die Schwüle auf Gewitter zielt.

Die Linden blühen, mich mit Duft betören,
wie Honig süß und doch so zärtlich mild.
Dies nasenselig Glück darf mir gehören;
der Immen Summen fügt sich sanft ins Bild.

Zur Nacht, wenn Mond und Sternenhimmel grüßen,
umfängt die Luft mich warm und seidenweich.
Ich hör den Schwarzbach leise plätschernd fließen,
genieße, was Natur uns schenkt noch reich.

Obwohl der Klimawandel unsre Welt
mit seinen Zeichen schon in Atem hält.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing

Frühsommertage

Es schreiten die Junitage
jetzt freudig im blauen Gewand,
als habe die Lustansage
der Sonne die Wolken verbannt.

Der Wald grüßt in lindem Grünen.
Die Wiese, ein wogendes Feld,
beherbergt blühende Bühnen,
von Klatschmohnfeuern erhellt.

Auch Frühlingsvögel noch singen,
die Brut wird jetzt flügge und lebt,
darf in die Lüfte sich schwingen,
wo leicht sie hier himmelhoch schwebt.

Es glänzen die klaren Tage,
beglücken mit wachsendem Licht,
bis an Johannis die Sage
von Schwinden und Sonnwende spricht.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Sommertag

Als habe wer sie leichthin ausgezupft,
wie Watte weich die weißen Wolken ziehen,
ins helle Himmelblau dort hoch gelupft,
im Sommerwind dem Alltag zu entfliehen.

Wo kürzlich noch Gewitterblitze dräuten,
lässt Sonne nun das Tal im Glanz erstrahlen.
Von fern her Kirchenglocken leise läuten,
beschaulich sich in meinen Mittag malen.

So friedlich ruht das Tal, die grünen Auen,
sie säumen sanft den Fluss, der strömend grüßt.
Am Ufer sitze ich, darf Schönes schauen,
ein Segelboot, das mit ihm westwärts fließt.

Mein Blick folgt lange seinem Gleiten,Schweben,
und ich genieß‘ den Augenblick, mein Leben.

© Ingrid Herta Drewing

Sommermorgen

Der Morgenhimmel klar und blau,
ein milder Sommertag erwacht.
Es spielt das Licht, bricht sich im Tau
und lässt erglänzen Tal und Au,
so auch der Bäume grüne Pracht.

Ich steh‘ und schau, mit allen Sinnen
genieße ich die schöne Welt;
das kleine Glück darf ich gewinnen
und höre Vögel froh beginnen
den Lobgesang, der mir gefällt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Maienlicht

Hell glänzen im Kastanienbaum
hier abertausend Lichter.
Die Kerzen, Frühlings Maientraum,
entfalten lächelnd, zart im Raum
weißrosa Blühgesichter.

Ein Leuchten, Grünen! Die Allee,
bekränzt von Blüten, zeigt sich licht,
führt lieblich hin zum klaren See.
Leis weht ein Hauch von Maienschnee
dem Tag ins sonnige Gesicht.

Jetzt zeigt sich werdend, neu das Leben,
schenkt Hoffen und Vertrauen.
Die Pflanzen sprießen und verweben
die goldnen Strahlen; Schwalben schweben
am Himmel hin im Blauen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing