Wintermorgen

Nun, da die Nacht ins Dämmern flüchtet, schwindet,
am Horizont der Morgenröte Schein
im Osten zärtlich fast von Sonne kündet,
uns lädt in diesen Wintertag hell ein,
steh‘ ich, als bräuchte ich kein andres Ziel,
beglückt von diesem schönen Farbenspiel.

Am Himmel reicht ein Rosa ins Türkise,
wär‘ es gemalt, stuft‘ man’s als kitschig ein,
Verzaubert wirkt wohl auch der Schnee der Wiese,
nimmt glitzernd, schimmernd meine Blicke ein
hier im vertrauten Park, der mir gefällt,
und ich erschaue neu des Winters Welt.

© Ingrid Herta Drewing, 2018

Novemberleuchten

Herbst lässt das Land im Golde nun erstrahlen,
mit Flora feiert Abschied er in Pracht.
Dies warme Leuchten, farbenfrohe Malen,
Geschenk der Schöpfung durch des Lichtes Macht.

Noch mag , bevor die Nebel dicht verhüllen
all das, was uns am Schönen so gefällt,
hell, froh erglänzen, Blick und Seele füllen,
das Leben festlich zeigen in der Welt.

Blauhimmeltage, die in sanftem Sagen
da wirken klar und gänzlich unverstellt,
uns bald in Winters weißer Stille tragen,
der Zeit der Einkehr, und man inne hält.

Geborgen hier im Kreis der Jahreszeiten,
erfahren wir auch unsres Lebens Weiten.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

Herbstgesang

War’s gestern noch ein Flüstern, heute tönt
ein Sprechgesang, den die Natur beschworen.
Im Laub der Sommer müden Bäume frönt
der Farben Klang, im Sonnenglanz erkoren.

Das strahlt in Gold und flammt hell auf in Rot,
was deinen Blick erfreut, lässt jubilieren!
Du siehst, befreit aus fahlen Nebels Not,
den jungen Tag im Lichte triumphieren.

So mag der Herbst noch lange weilen, bleiben,
von Ernteklängen, milder Luft gesäumt,
um Abschiedsweh und Trübsal zu vertreiben,
bevor die Landschaft bald im Winter träumt.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Lebensfrage

Was wäre Leben
ohne Luft und Wärme,
die Tiere, Pflanzen,helles Licht?
Kein sanftes Weben,
keine Bienenschwärme
hier sorgten für die Frucht.Verzicht!

Was wäre Leben
ohne Glauben, Lieben,
ein Dasein aller Hoffnung bar?
Ein eitles Streben,
nur ein Werden, Üben,
und – sähe da Vernunft noch klar?

Was wäre Leben
ohne Kinderlachen,
die kleine Hand, die deine hält?
Dies Gück, gegeben,
lässt dich sorgsam wachen,
schenkt Güte hier in harter Welt.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Aufruf

Ach, all dies Reden, wirkungsloses Worten!
Doch tatenloses Schweigen mag nicht sein,
wenn sich bei uns und auch an andern Orten
das Unheil drohend gräbt ins Dasein ein.

Da muss die Stimme warnend sich erheben,
auch wenn sie, arg ermüdet, traurig spricht,
von dem, was wir verloren schon an Leben
und, was nun noch zu schützen,unsre Pflicht.

Lasst uns bewahren dieser Schöpfung Arten!
Die Schönheit dieser Erde, die im Licht
sich zeigt hier paradiesisch uns als Garten,
den die Natur bestellt, vielfältig, dicht !

Dies Kleinod gilt ’s zu hegen und zu pflegen,
geliehen uns auf Zeit, da wir zugegen!

© Bild u.Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Morgengebet

Wir danken, Vater, für das Tagen
nach langer Nacht und tiefer Schuld.
Verleih uns Mut, nicht zu verzagen,
beschütze uns vor Ungeduld,
hier vorschnell, schädlich, falsch zu handeln,
der Schöpfung Schönheit zu verschandeln!

Herr, der du uns in deiner Güte
dies irdisch‘ Paradies geschenkt,
der Pflanzen Grünen, ihre Blüte,
die hin zu Frucht und Reife lenkt,
gib uns auch Kraft, auf weisen Wegen
in deinem Sinn dies Gut zu hegen!

Wir bitten dich um wahren Frieden,
die Güte und den wachen Blick,
einander helfend zu behüten,
fern sei uns Hass und Kriegsgeschick!
Lass uns, was heilen hilft, erkennen
und Leben, Lieben nicht mehr trennen!

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Zu Monets Gemälde „Klatschmohn in der Gegend von Argenteuil“

Inmitten einer Sommerwiese,
umflort von Gräsern, rotem Mohn
spazieren wie im Paradiese
gemächlich hier auf grünem Vliese
Camille, Michel, der jüngste Sohn.

Im Hintergrund umrahmen Bäume
ihr helles, rot bedachtes Haus.
Der sanften Landschaft Mittags-Räume
erblüh’n im Glanz der Sommerträume
und locken hell ins Licht hinaus.

Hier lässt des Malers Blick dich schweben,
wo Wolkenweiß Blauhimmel kennt
und Wiesenwogen, Mensch und Leben
natürlich, hoffnungsfroh verweben,
was sonst so oft durch Hast getrennt.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing

Maienlied

Das Maiengrün, der Zauber erster Liebe,
in einem Frühlingswald so lind erwacht,
als ob hier Elfen ihre Lieder schrieben,
mit Liebe, Anmut, Zärtlichkeit bedacht.

Auch Sommers Glut, des Herbstes Flammenfarben,
sie malen sich in der Erinn’rung Bild.
Die Träume, die in Winters Stille starben,
sie wachen auf in jedem Frühling, mild.

Sie wirken hier in wundervollen Kreisen,
und sanft erfüllen darf sie die Natur.
Wir folgen dieser Schöpfung, die so weise
auch unsrem Leben schenkt die lichte Spur.

Und hegen dieses Glück mit allen Sinnen;
im Spiel der Zeit ein stetes neu’ Beginnen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

EI

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Dem Leben stetig auf der Spur,
ob in den Wäldern, ob am Weiher,
ob warm im Nest, ob schleimig nur,
Verpackungskünstlerin Natur
reicht’s weiter dank der vielen Eier.

Sogar den Säugern einverleibt
hat sie die Eier als Geschenke;
ein Reservoir, das lange bleibt,
und stets eins zur Befruchtung treibt,
dass sich das Sperma drin versenke.

Das Ei, in seiner Form vollendet,
dort in der Hennen Brutgehege,
wird doch von Räubern gern entwendet.
Der Mensch, dem es gut Nahrung spendet,
hält sich gern Hühner für’s Gelege.

Symbol des Lebens ist das Ei.
An Ostern zeigt ’s im Frühlingsbeben,
dass es erneuert, frank und frei,
als ob dies Dasein ewig sei,
hier blühend darf zum Lichte streben.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing

Vom Glück

IMI Rose_n

Man muss so vieles, was es gibt, nicht haben.
Zufriedenheit schenkt uns das wahre Glück,
sich freuen können an den kleinen Gaben
und lächelnd schenken einen lieben Blick.

Den Nächsten, der uns braucht, wohl zu verstehen,
weit öffnen unsre Seele, Herz und Sinn;
mit wachem Blick durch dieses Leben gehen
und nicht nur ständig wittern Geld, Gewinn.

Was uns beglückt, das kann man meist nicht kaufen.
Es schenkt sich uns, macht tief im Innern reich.
Das Raffen, Gieren lässt in Leere laufen
treibt auch in Trübsal, führt ins Abseits gleich.

So freu ich mich an dem, was mir gegeben.
Die Gottesgaben leuchten; die Natur
lässt täglich so viel Schönes uns erleben.
Man muss den Blick dafür bewahren nur.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing