Zwanglos

Gefangen in der Legebatterie,
kein grünes Gras in Sicht,denn Sand zum Scharren,
träumst du des Fliegens Kondor-Melodie,
und wer dich hört, zählt dich zu jenen Narren,
die optimistisch sehen jede Spur,
obwohl sie Sklaven sind der großen Uhr.

Vielleicht verhilft dir ja dies‘ vage Hoffen
des Alltags Grau zu tragen, gibt Geduld,
um, wenn einmal die kleine Tür steht offen,
zu nutzen eines Augenblickes Huld.
Befreit sich fühlen dann, dem Joch entfliehen,
wie Phönix neu im Leben zu erblühen.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühlingsermunterung

Öffne die Fenster, die Türen,
bitte den Frühling herein!
Winters Gespenster aufspüren,
neu lass uns Leben erküren
in lodernd blühendem Sein!

Frei will Natur hier nun spielen.
Leuchtende Farben im Licht
schenken die Blüten, die vielen,
die sanft den Blauhimmel fühlen
mit zartem, hellem Gesicht.

Und aus der Enge wir fliehen
folgen der Vögel Gesang,
meiden die Zwänge und ziehen
dorthin,wo Sorgen und Mühen
weichen dem göttlichen Klang.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühlingsbefreiung

Auch du trugst Schnee in deinen Haaren.
Als dich der Sonne Strahl erfasst’,
erkanntest du die Last der Jahre,
befreitest sorgsam Ast für Ast.

So wird der junge Frühling greifen
ins Herz dir, lässt dich leicht nun gehen.
Wohin auch deine Blicke schweifen,
siehst du das Leben neu entstehen.

Des Tages blaue Augen strahlen,
die Silberfähre Mond, zur Nacht
sich Sterne klar ins Dunkel malen,
du schaust beglückt, im Licht erwacht.

Und leise tönt ein zartes Klingen,
wird zum Crescendo, füllt den Raum.
Das Lied, das schlief, beginnt zu singen
in dir, es blüht dein Frühlingstraum.

© Ingrid Herta Drewing

An ein altes Steppenpferd

Bevor die Müdigkeit der Glieder
dir in das Herz kriecht,
bäume dich noch einmal auf.
Wirf deine Mähne in den Wind,
der mit ihr spielt,
und hebe deine Lider,
nimm so mit wachem Blick
das Grauen und den Glanz
der Sonnensteppe in dich auf!

Trink ihn mit innigtiefem Zug,
den Duft aus Wind und Wiese,
der dich leicht umweht;
lass dich davon berauschen,
geh und wage einen Schritt!
Setz einen zweiten nach ,
dann schwing dich auf
zu freiem Lauf!

Ob’s Lust, ob’s Leiden sei,
frag’ nicht danach!
Wer lebt, erfährt!
Dort, wo du Abgrund streifst,
entgehst du deinen Grenzen,
im Taumel spürst du dich,
erhebst dich aus dem Fall.

Hier leben heißt:
Im Spiel den Tod umtanzen.
Wo alles ruht, lebt nichts.
Du bist, und sei’s dein Traum,
ein freies Wesen,
Wille und Bewegung
im Erdenraum!

© Ingrid Herta Drewing,

Friede und Freiheit

Dort, wo die Freiheit fehlt,
wird viel von ihr gesungen,
weil wir, doch wohl beseelt,
sind ganz von ihr durchdrungen.

So gilt die Sehnsucht auch
dem Frieden, der nicht ist;
mit jedem Atemhauch
in Angst wird er vermisst.

Ja frei sein und in Frieden
zu leben,ist das Ziel.
Dann können wir hienieden
auch schaffen Gutes,viel.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Stups

Stups,Vagabund,ein kleiner Hund,
sprang auf der Wiese Trampolin.
Und Barbie sah’s, bestaunt den Fund,
konnt‘ flugs mit ihm nach Haus entfliehn.

Sie wusch den armen Stups mit Seife,
tat häkeln ihm ein lila Kleid,
verzierte es mit rosa Schleife,
zu teilen ihre Eitelkeit.

Doch Stups, der laut nach Freiheit fiepte,
entwich ihr, als er unbewacht,
genießt nun’s Leben, das er liebte,
und nimmt vor Barbies sich in Acht.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Den Anfängen wehren

Gesungen, als die Stimme sollt‘ verstummen,
ein letztes Mal zum Licht gewandt den Blick.
Die Wahrheit laut beklagte das Verdummen;
kein Echo trug ein klares Wort zurück.

Zwar gab es Tränen, jenes stille Weinen,
verschämt sich flüchtend aus dem dunklen Traum.
Doch die Gewalt konnt‘ brüllend sich vereinen,
und Terror, blind im Wahn, ergriff den Raum.

Da hilft es nicht, sich leise zu empören,
da muss man rufend noch in Wüsten stehen,
sonst wird man bald sich selbst nicht mehr gehören
und schließlich nur in Sack und Asche gehen.

Im Widerstand vereint sich zu erheben,
verlangen da Vernunft und menschlich‘ Leben.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Schöner Chorgesang

Ja, wer kann in solchen Klängen
hier nicht finden seine Welt,
frei sein, atmen, unverstellt,
wenn in hellen Chorgesängen,
die der Mauern Enge sprengen,
Licht ins Sorgendunkel fällt?

Und der Melodien Schwingen
trägt die Seele sanft empor,
schenkt ihr, was sie fast verlor,
löst sie aus des Alltags Ringen,
zaubert ihr in frohem Singen
Harmonie, die sie erkor.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Traumzeit

Wenn sich ins Dunkel schreibt der Sterne Licht
und samten blau die Nacht das Land verhüllt,
erwacht dies‘ zweite, farbige Gesicht,
das schillernd vieler Menschen Träume füllt.

Erzählt von fernen Ländern, fremden Liedern,
exotischen Gewürzen, ihrem Duft;
bringt auch vergang’ne, traute Bilder wieder
und überbrückt der Ängste tiefe Kluft.

Entlässt dich zärtlich, lächelnd in den Morgen,
erlebst das neue Tagen nun beglückt;
auch wenn der Alltag dann mit seinen Sorgen
die Stunden manchmal garstig, grau bestückt.

Die Phantasie, die dir vertraut geworden,
wird auch in diese Räume überborden.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Am Warmen Damm in Wiesbaden

So friedlich hat der Frühling sie vereint;
Nilgänse gehen neben Krähen ,Tauben,
und auch die Enten haben, wie es scheint,
nichts einzuwenden, wenn sie Futter rauben.

Das alles watschelt, hüpft,fliegt auf der Wiese
hier unter Blütenbäumen nah dem Teich.
Magnolien,üppig blühend; zarte Grüße
verschenkt nun auch der Kirschbaum hier so reich.

Ich sitz‘ auf einer Bank, blick‘ zum Theater,
genieß den lauen Lenz mit allen Sinnen;
Beschaulichkeit, mein innerer Berater,
weiß um ein hoffnungsfrohes, neu‘ Beginnen.

Auf Schillers Marmor-Schulter Friedenstauben:
Den Kuss der ganzen Welt! Ich mag’s gern glauben.

© Ingrid Herta Drewing