Abend im August

Der Abend senkt nun blinzelnd seine Lider,
von ferne nur noch Fluggeräusche grummeln
und wo sich sonst Insekten summend tummeln,
dort schließen sich die Blüten sorgsam wieder.

Die Sonne, fast im Wolkenbett versunken,
zum Abschied rötet sie den Himmel nun.
Es geht der Tag jetzt, der so sonnentrunken
sich vormals zeigte, um sanft auszuruh’n.

Bald naht die Nacht auf ihren dunklen Schwingen,
lässt nur dem Silbermond die lichte Bahn.
Er darf im Chor der Sterne Solo singen,
und Schnuppen fallen leuchtend, Wünsche-Wahn.

Und mag sich heute Nacht auch mancher Wunsch erfüllen,
des Menschen Sehnsuchtsträume sind wohl nicht zu stillen.

© Ingrid Herta Drewing

Vor Sonnenaufgang

Wie ich sie liebe, diese Stille,
wenn Tag und Nacht einander grüßen,
bevor der Sonne goldne Fülle
wird strahlend sich ins Tal ergießen!

Ein Dämmern, zarter Wimpern-Schlag,
und sanft erblickt die kleine Welt
im Morgenlicht den jungen Tag.
Die Lerche singt, steigt hoch im Feld.

Schon bald erklingen tausend Stimmen
in einem hellen Jubelchor.
Das Leben will sich freudig trimmen
und steht erwartungsvoll am Tor.

© Ingrid Herta Drewing

Sommersonntag

Ein sanfter Sommersonnentag,
Geräusche nur gedämpft, verschwommen;
sie scheinen unwirklich, verzagt,
aus großer Ferne herzukommen.

Mild streichelt mich ein leichter Wind,
fährt zärtlich durch die Büsche, Bäume.
Und auf der Wiese spielt das Kind,
beglückt vertieft in seine Träume.

Ich sitz und schau, genieß’ die Stille,
die sanft im Hauch des Mittags singt.
Hier, wo auch mein bemühter Wille
entspannt im Licht des Sommers schwingt.

© Ingrid Herta Drewing

Sommermittag

Es ruht der Mittag auf den Fluren,
in Park und Garten, Wald und Feld.
Der Sommer träumt, hat Sonnenuhren
hier wieder grünend, schön erhellt.

Ein leichter Wind streift durch die Linden,
trägt weithin süßen Duftes Hauch.
Die Immen, die nun Nektar finden,
sie summen sanft im Blütenstrauch.

Im Park, auf einer Bank am Teiche
wird Ruhe, Schatten mir gewährt;
dort, wo in ihrem Wasserreiche
ein Entenpaar sich gründelnd nährt.

So fern ist mir geschäftig‘ Treiben;
des Mittags Sanftmut mag so bleiben!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Es lebe die Illusion

Mir war, als würde ich in Träumen wandern,
in einer lichten Welt, die Frieden kennt,
wo keiner neidet, hasst das Glück des andern,
und Freundlichkeit der Taten Amen nennt.

Erwacht erkannte ich die Illusionen,
es fiel die Wirklichkeit da laut ins Schloss,
und düster warfen Krieg und Mörderdrohnen
das Elend in das Land, den Tod im Tross.

Und dennoch will ich mir den Traum bewahren,
die Güte der geschwisterlichen Welt,
wo man dem Nächsten hilft, der strauchelt, fällt,
und die Natur auch hegt in allen Jahren.

Denn nur, wenn wir das Gute sinnen, denken,
wird unser Weg uns in die wahre Richtung lenken.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Kleines Drama

Zartblauer Himmel,
kein Kondenzstreifenmuster
fasst seine Weite.

Der Wanderfalke,
der dort hoch im Aufwind schwebt,
blickt auf die Erde.
Anmutig seine Kreise,
bis zum Sturzflug auf Beute.

Die weiße Taube,
in der Sonne auf dem Dach,
flüchtet flugs, sucht Schutz.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Sonntagmorgen im Frühling

Der Anemonen Sterngesichter
begrüßen mich am Morgen.
Die kleinen Sonnenblütenlichter
erblühen hier, geborgen.

Wenn alles rings umher noch ruht
in trauter Morgenstille,
erscheint die Welt so friedlich, gut
in ihrer schönen Fülle.

Da sitzt sogar die Amsel, schweigt
noch auf der Tanne Wipfel,
lauscht in den Tag, der, licht sich zeigt,
schaut über Berges Gipfel.

Und meine Seele, sanft verwoben
im Atem der Natur,
fühlt sich gestärkt, ins Licht gehoben
auf ihres Lebens Spur.

© Ingrid Herta Drewing

Friedenswunsch

Hier will doch keiner Krieg, und wir ersehnen
dass Frieden bleibe, wollen ihn bewahren,
ihn sehen, träumend an der Pforte lehnen,
des Lebens Frühlingsblüten in den Haaren.

Es sollen nicht die Kinder kämpfend ziehen,
ihr junges Leben tragen in die Schlacht!
Geboren wurden sie, um aufzublühen,
dem Tag geweiht und nicht des Todes Nacht!

Statt wild und wüst einander zu begegnen,
bewahre man sich seine Menschlichkeit!
Vernunft und Liebe sollten Taten segnen,
nicht herrschen Hochmut, Hass, Vermessenheit.

Das Miteinander gilt es zu bedenken,
einander auch verstehen, Güte schenken!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Appell an die Vernunft

Ach könnt‘ ich alles Elend dieser Welt
wie Müll in eine große Tonne werfen,
den Hochmut, Hass, die Gier nach Macht und Geld
mit einem leichten Federstrich entschärfen!

Möcht‘ endlich dauerhaft den Frieden sehen
und Menschen, die vereint sich schaffen Schutz,
Naturgefahren mutig widerstehen,
die Erde hüten hier zu aller Nutz‘!

Geschichte lehrt uns, wie fragil das Leben
hier auf der Erde war, noch immer ist:
Vulkanausbrüche, Aschewolken, Beben,
das Meer, das überflutend Länder frisst.

Da sollten wir uns auf Gemeinsamkeit besinnen,
anstatt die falschen Kämpfe zu beginnen!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Frage

So vieles scheint mir fremd,
kann es kaum fassen,
dass noch herrscht ungehemmt
dies‘ harte Hassen.

Es ist der Mensch fragil,
ein schwindlig‘ Wesen.
Nur Liebe führt zum Ziel,
lässt ihn genesen.

Wann sieht er endlich klar,
erkennt, dass Leben
geschenkt und wunderbar
uns ist gegeben?

© Ingrid Herta Drewing,2015