Wintertag

Die kahlen Bäume hat der Raureif zart
zur Nacht in weißes Glitzerkleid gehüllt.
Im Sonnenlichte glänzen sie aparte,
ein Wintermärchen, das sich licht erfüllt.

Die Eiskristalle schimmern wie Geschmeide,
als habe kunstvoll eine Hand gewirkt.
Ich steh‘ gebannt vor dieser Augenweide,
erkenne Schönheit, die Natur hier birgt.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Winternähe

Das Sonnenlied verklungen,
kein Echo widerhallt.
Früh wird der Tag jetzt alt;
und wo aus vollen Lungen
der Kuckuck rief im Wald,
krächzt matt,vom Grau bezwungen,
die Krähe; es wird kalt.

Die Blätterzier verloren,
stehn kahl die Bäume da.
Des Winters Zeit ist nah;
und wo auf grünen Foren
man Amseln, Drosseln sah,
lauschte dem Jubelchore,
wirkt Raureif weiß und starr.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Trost

Bald hat die Zeit das letzte Blatt gelesen
und klappt das Jahrbuch sodann stürmisch zu.
Die Blätter fallen, welken und verwesen;
und Raureif friert dies‘ Weben ein im Nu.

Ich schreibe mir den Nebel von der Seele,
der uns des Morgens jetzt stets grau empfängt.
Wie gerne sänge ich aus froher Kehle
dies’ Sommerlied, das noch im Herzen drängt.

Ich werde es wohl tief in mir bewahren,
die Glut des Lebensfeuers fest im Blick,
mich wärmend, wenn die Fröste rau hier fahren,
kalt flüstern mir von Ende und Geschick.

Dann schenkt mir dieses frohe Sommer-Bild
ein Licht der Hoffnung, das die Nacht erfüllt.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Spätherbst

Des Herbstes Stürme durch die Gassen tosen.
Auch Felder, Wälder hat er im Visier
und wirbelt auf die Blätter. Schon Quartier
nimmt Raureif auf den Wiesen; Herbstzeitlose
wetteifern blühend mit den letzten Rosen,
und kahle Bäume stehen stumm Spalier.

Wer hier noch Sonne schreibt, trotzt Nebeltagen,
in deren Dichte die Konturen schwimmen,
wenn laut der Kranichzüge Abschiedsstimmen
erklingen wie ein einzig‘ traurig‘ Klagen,
wer da gelassen bleibt, der wird es wagen,
die Segel seines Sehnens neu zu trimmen.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Winterlicht

Im Nebelbett schläft noch das Land.
Ein dunkler Wintermorgen lässt es länger träumen.
Es schenkt der Raureif ihm sein Pfand.
Dort, wo kein Vogel singt,
kein Eichhörnchen jetzt springt,
bemalt er fröstelnd Bäume.

Im hellen Sonnenglanz erwacht,
als Zaubermärchen grüßen dich nun die Gefilde
in filigraner, weißer Pracht.
Ein Funkeln leuchtend spricht,
und lächelnd hier im Licht
erlebst du Winters Milde.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Am Bach

Vereist fließt der Bach.
Der Gräser Raureifspalier,
ein Funkeln im Licht.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Dezembermorgen

Ein Wintermorgen, sonnig, klar,
und überm Dache tanzt der Rauch
ins Blaue seine Pirouetten.
Dort, wo noch gestern Nebel war,
erglänzt nun Raureifs zarter Hauch.

Ein Tag der Helligkeit, sonst rar,
und Frische, die den Sinn jetzt auch
belebt, lässt winterlich die Stätte,
geschmückt adventlich, wunderbar
erscheinen hier im Festtagsbrauch.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Winterlich

Raureifgesichtig
proben die Bäume im Park
den Wintergesang.

Die Krähengäste,
schwarze Schatten im Geäst,
nebelverloren.

© Ingrid Herta Drewing

Morgenspaziergang

Dezembertag, so blau und klar!
Die Sonne lässt die Hausfassaden
in ihrem hellen Lichte baden.
Was unlängst grau und dunkel war,
grüßt nun, befreit von Nebelschwaden.

Die Stadt, geschmückt, adventlich heiter,
erstrahlt wie neu im Winterlicht,
und auch der Frost, sonst hart Gericht,
schenkt Glanz, den Raureif als Begleiter,
verschönt der Bäume kahl Gesicht.

Da mag ich gern im Park spazieren,
in morgendlicher, stiller Welt.
Ihr zarter Zauber mir gefällt,
und Eiskristalle hier brillieren,
als hätten Engel sie bestellt.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Advent

Frost hat geklöppelt heute Nacht
des Nebels Hauch zu zarten Spitzen,
die, in der Sonne hell erwacht,
weiß glitzernd an den Zweigen blitzen.

Verzaubert wirkt hier die Allee,
der Baumparade Winterpracht,
auch Buschwerk, dort am stillen See,
zeigt filigrane Schönheit sacht.

Und lächelnd träumst du; zärtlich, leise
regt Hoffnung sich, Advent bedacht;
des Sternenliedes sanfte Weise
hat Freude, Frieden mitgebracht.

© Ingrid Herta Drewing,2013