Erntedank-Fest

Wie sonnenklar der Tag beginnt!
Wie himmlisch blau der Morgen startet!
Spätsommer-Leuchten, lang erwartet,
nun als Septembers Abschiedsblick.

Jetzt kommen wohl die goldnen Tage;
Oktober wird sie nicht verwehren
und zeigt als Maler, ohne Frage,
uns alle Pracht der Farbenlehre.

Er lässt das Laub, der Bäume Kronen,
als Flammenlied im Licht erklingen,
bevor dort Nebelkrähen wohnen,
die krächzend sich im Grau verdingen.

Zur Reife bringt er dralle Trauben,
die Süße wächst im Sonnenschein
und wird dem Winzer auch erlauben,
zu keltern einen guten Wein.

Die Äpfel, Birnen,Pflaumen, Nüsse
und grün‘ Gemüse, auserlesen,
für kargen Winter als Genüsse,
beschert der Herbstes Ernte-Wesen.

Wir feiern froh dies‘ Erntefest
und danken Gott, der uns erhält,
auf dieser wunderschönen Welt
hier leben und gestalten lässt.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Herbst-Mittag

Der junge Herbst, gestimmt am Mittag milde,
da jetzt die dichten Nebel aufgelöst,
gefällt sich in rot-goldnem Blätter-Bilde;
versonnen lehnt er an der Parkbank, döst.

Schaut lächelnd auf des Sommers letzte Spur,
der roten Rosen tränen-feucht‘ Gesicht,
die dort im Beete bei der Sonnenuhr
erglänzen nun in Mittags warmem Licht.

Fast feierlich und still die kleine Welt,
nur hin und wieder raschelt ’s in den Bäumen.
Die reife Frucht, die von den Zweigen fällt,
erfüllt Eichhörnchens Nüsse-Sammler-Träume.

Hier, wo bald Abschied naht im Blätter-Regen,
beginnt Natur die Lese, Ernte-Segen.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Herbstzeitlose

Als seist du Krokus‘ Schwester, Herbstzeitlose,
erscheinst du mir in deiner Zartgestalt
im feuchten Grün hier, einsam in der Pose,
jetzt, da im Herbst so dicht der Nebel wallt.

Im Frühjahr Krokus sich gesellig zeigt:
Die Grüppchen leuchten farbig hell im Licht.
Du stehst allein, kein Vogel singt, es schweigt
der großen Wiese Sommer-Summ-Gesicht.

Und dennoch lässt du hier das Leben sprechen,
reckst fliederfarben, lind den Kelch zur Höh‘,
bevor dich Frost und Raureif achtlos brechen,
schenkst du dies‘ Blütenlächeln, bannst das Weh.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Mauersegler III

Die Mauersegler? Plötzlich sind sie fort,
die gestern lauthals sirrend hier noch flogen,
verließen heimlich ihren Sommerhort
und sind nach Süden still zurück gezogen.

Obwohl noch hoher Sommer im August,
in heißer Sonne Felder, Wiesen flirren,
wird mir des Herbstes Nähe doch bewusst,
da diese Vögel hier nun nicht mehr schwirren.

Kein Abschiedslied erklang, kein Vorbereiten,
nur jetzt in diesem Sommerbild die Lücke
wird mich zur neuen Jahreszeit geleiten;
der Früchte Reifen bildet mild die Brücke.

Wir schwingen mit im Kreislauf der Natur
und folgen ihr auf ihrer sanften Spur.

© Ingrid Herta Drewing

Sommertage

Der Sommer hält in seinen warmen Armen
geborgen nun die kleine, helle Welt.
Die Wälder rauschen, Heuduft auf den Farmen;
der Himmel leuchtet blau und unverstellt.

Das ist die Zeit der milden Zaubernächte,
und Paare traulich unter Sternen gehen.
Als ob dies‘ süße Lied nur Segen brächte,
lässt sie die Liebe in die Zukunft sehen.

Wer denkt da schon an Herbst? Die Blätter grünen,
und unterm Dach ziehn Schwalben ein und aus.
Die Sonne strahlt, als möcht‘ sie Regen sühnen,
der wochenlang belastet Mann und Maus.

Jetzt wohnt im Haus das Glück, die Fenster offen,
schaut es beherzt hinaus, ein freudig‘ Hoffen.

© Ingrid Herta Drewing

Wolkengleich

So flüchtig wie die Wolke ist das Leben.
Noch eben schwebend hoch in Himmels Blau,
türmt sie sich auf, Gewitter wird es geben,
was vordem weiß, verschwindet ganz im Grau.
 
Sich dann im Hagel, Regen zu verschwenden,
bis wieder Sonne hell am Himmel bleckt,
und in den Wassern sich zur Erde wendend,
vielleicht im Regenbogen noch entdeckt.
 
So wandelt alles sich in stetem Werden
und Enden, hier im Kreislauf der Natur.
Auch wir sind doch nur Gäste hier auf Erden
und hinterlassen unsre kleine Spur.
 
© Ingrid Herta Drewing

Tagesbeginn

Es stimmt die Amsel an ihr Sonnenlied;
ein heller Sommermorgen ist erwacht,
und hoch in Himmels Blau im Tanze zieht
der Mauersegler Schar, dort schwebend sacht.

Das warme Sonnengold erreicht die Dächer.
Allmählich fließt’s herab, weckt Hausfassaden,
wo weit geöffnet Fenster sich auffächern,
um kühle Morgenfrische einzuladen.

Vom Licht gelockt, sitz‘ ich auf der Terrasse,
erlebe froh dies‘ stimmungsvolle Tagen,
genieße meinen Frühstückstee gelassen,
bevor ich mich befass‘ mit ernsten Fragen.

Und nehm‘ es in mich auf, dies‘ Sommerbild,
das mich beglückt, mit neuer Kraft erfüllt.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Wanderer

Es leuchten Sterne dir in dunklen Nächten,
und noch in dumpfem Nebel klingt ein Ton,
ertastest dir den Weg, der dich auch brächte
zu deinem Ziel; du ahnst die Nähe schon.

Hast allen Ballast hinter dir gelassen,
erklimmst fast leicht hier jenen steilen Hang,
beginnst den Sinn der Mühsal zu erfassen,
bist weit entfernt von eitlem Geltungsdrang.

Und vieles, was dich quält‘, ward überwunden,
dem Gipfel nah, kannst du den Himmel sehen.
Du hast den Ausblick schön und klar gefunden,
darfst nebelfrei nun hier im Lichte stehen.

Erkennen,wie so weit und schön die Welt,
das Leben, das der Schöpfer hell erhält.

© Ingrid Herta Drewing

Auf der Suche

Da war wohl keine Morgenröte,
nur Grau, ein regennasser Tag;
und dennoch schien es dir, als böte
er dir den Ausweg, deine Nöte
verzögen sich und alle Klag‘.

Dass dieses irreale Hoffen
dich hüllte sanft in Träume ein,
bemerkst du, aufgewacht, betroffen.
Noch immer sind die Fragen offen
nach Leben, Glauben, Sinn und Sein.

Das wird auch bis zum Ende währen,
bist nur ein kleiner Menschenwicht,
der Körner sucht, derweil die Ähren
geerntet; Stoppelfelder-Sphären
dich lehren schweigend hier Verzicht.

© Ingrid Herta Drewing

Erntedank-Gebet

Wir bringen, Herr, die Gaben;
demütig danken wir
für alles, was wir haben.
Des Lebens volle Waben
sind uns geschenkt von dir.

Gib uns die Kraft, zu hüten,
was du uns anvertraut
in deiner Gnade, Güte,
die Erde in der Blüte,
die wir so schön erschaut.

Dass wir das Maß erkennen,
das hier gewährt den Schutz,
die Fehler klar benennen,
von Habgier uns nun trennen
und eitlem Eigennutz.

Damit die Erde bleibe
dies’ blaue Paradies,
soll uns Vernunft verschreiben
ein lebenstüchtig’ Treiben,
das aus der Liebe fließt!

© Ingrid Herta Drewing