Mai-Gewitter

Der dunkle Wolkenrand wächst in die Weite,
und bald schon ist des Himmels Blau bedeckt.
Der Sonne Strahlen, nun ermattet, gleiten,
bis sie sich ganz im Wolkenmeer versteckt.

Es heult der Sturm und kündet an mit Brausen,
dass hier gleich ein Gewitter toben wird.
Die Vögel stieben schnell in ihr Zuhause,
bevor der Äste Peitschen sie verwirrt.

Da plötzlich zucken Blitze, zackig gleißend,
und wütend, krachend, laut der Donner rollt,
als wollten sie die Erde schier zerreißen,
ein feuriges Inferno, das wild grollt.

Doch du als Mensch trotzt den Naturgewalten,
siehst, wohl geborgen, wie sie Kraft entfalten.

© Ingrid Herta Drewing

Das Gewitter

(Parallelgedicht zu “ Das Feuer“ von James Krüss)

Siehst du, wie die Blitze zucken,
zackig flitzen, feurig spucken?
Wie sie übern Himmel gleißen
und das Wolkentuch zerreißen?

Hörst du, wie der Donner grollt,
drohend, brüllend näher rollt?
Wie er hämmert, knallt und kracht,
lautstark poltert, böse lacht?

Spürst du, wie der Wind dich schüttelt,
brausend Bäume, Dächer rüttelt?
Wie er heulend tost und pfeift,
stürmisch in dein Haar dir greift?

Fühlst du, wie die Regentropfen
prasseln, platschen, klatschen, klopfen?
Wie sie stürzen, wie besessen,
auf dich fallen, dich durchnässen?

Siehst du, wie es matter zuckt?
Hörst du, wie der Donner muckt?
Spürst du, wie der Wind verweht?
Fühlst du, wie der Regen geht?

Still wird des Gewitters Braus:
Ein schwaches Klopfen,
ein letztes Tropfen,
aus,
und Sonne kommt heraus.

© Ingrid Herta Drewing

Apriltag II

Es herrscht ein grauer Tag in Wald und Flur.
Sogar die Vögel schweigen, sind im Neste,
wo doch die Frühlingszeit in Konjunktur
berauschen sollte, feiern frohe Feste.

Erwartungsvoll, geschmückt mit Blüten, Bäume,
auf ihre Bienengäste eingestellt;
doch die sind weit entfernt von Honigträumen,
denn hier zeigt sich noch immer kalt die Welt.

Wild fegt der Sturmwind durch die Blütenzweige
und bietet sich hier forsch als Tänzer an.
Er reißt die Blüten mit, die Bäume schweigen
und nehmen stumm ihr grausam Schicksal an.

Mein kleiner Apfelbaum jedoch steht windgeschützt,
bewahrt sein Blütenkleid auch noch bei Sturm und Blitz.

© Ingrid Herta Drewing

April I

Es hat die Sonne sich im Wolkenbett verkrochen
und blinzelt jetzt nur zaghaft auf die Erde.
„ Was uns der Frühling gestern strahlend noch versprochen,
scheint heut’ vergessen“, lautet die Beschwerde.

Er lässt April doch nun recht launenhaft gewähren.
Der spielt mit Stürmen, Regen, Frost und Schnee;
die zarten Blüten wird er mutwillig verheeren
und bringt der Vogelbrut so manches Weh.

So dass jetzt alle schon den hellen Mai erhoffen,
der alle Bäume lind ergrünen lässt.
Er wird gar sehr ersehnt, die Türen sind ihm offen,
denn mit ihm kommt das wahre Frühlingsfest.

So lange müssen wir noch den April ertragen,
doch freuen wir uns auf die goldnen Sonnentage.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlings Sieg

Die ersten Blüten, kaum erwacht am Baume,
die nahmen Sturm und Regen mit sich fort.
Das zarte Frühlingslächeln, noch im Traume,
wich dunklen Wolken kurz an diesem Ort.

Als wolle Winter sich noch einmal wehren,
bevor er für den Frühling räumt das Feld.
Ein letztes, kaltes, grimmig’ Aufbegehren,
dann unterliegt er doch dem Strahlenheld.

Des Frühlings Boten sind längst eingetroffen
und haben, heimlich webend über Nacht,
ein neues Werden, lichtes Blühen, Hoffen,
das milde, leichte Leben mitgebracht.

So muss nach Norden nun der Winter weichen.
Der Lenz spielt die Musik in seinem Reiche.

© Ingrid Herta Drewing

Grauer Tag

Heut’ ist der Himmel mäusegrau,
von Wolken dicht verhangen;
ein böig’, kalter Wind lässt rau
selbst Wetterhexen bangen.

Kein Sonnenzauber wärmt das Land,
der Bäume Blüten stehen
verlassen; Frühlings helles Pfand
wird bald im Sturme wehen.

Die jungen Finken, kaum geschlüpft,
in ihrem Neste gieren.
Die Fittiche ganz weich gelüpft,
schützt Mutter vorm Erfrieren.

Nach Sonne sehnt sich alles nun,
und auch die Bienengilde
würd’ tanzen gern in Pollenschuh’n
in warmer Frühlingsmilde.

© Ingrid Herta Drewing

Sturm

Ein regenmüder Tag ertrinkt
im Sturm, der wild die Bäume rüttelt,
den Winter aus den Zweigen schüttelt
und Dächer von den Häusern zwingt.

Ein Klappern, Heulen, lautes Rasen,
als sei ein Höllentanz in Sicht;
der Fastnachtsfreunde Papp-Hut-Nasen
wirbeln in Lüften, schmücken nicht.

Am besten bleibt , wer kann, zu Haus’
entgeht des Sturmes Wüten,
um sicher vor Unwettergraus
die Seinen zu behüten.

© Ingrid Herta Drewing

Schneesturm

Schnee stob, des Winters kalter Hauch, der Frost,
legte schon Raureif auf die Gräser, Zweige.
Dazu ein Sturm blies heftig aus Nord-Ost,
und von der nassen, weißen Last erfasst,
begannen Bäume sich bedrückt zu beugen.

Und plötzlich schien der Zauber mir verflogen,
die Schönheit, die ich sah in weißer Pracht,
denn hart und feindlich spannte er den Bogen,
dem Leben war er keineswegs gewogen,
der Winter, der hier zeigte seine Macht.

Ich fand das warme Feuer, ein Zuhause,
wir Menschen wissen ja, wie wir uns schützen.
Doch die Natur, das zarte Leben draußen,
muss zittern, vielleicht sterben in dem Brausen,
wenn hier ein Blizzard wirft die Speeresspitzen.

Ist er vorbei, liegt friedlich da die Welt,
im Unschuldsweiß glänzt dann die Winterbühne.
Des Himmels Blau, von Sonnengold erhellt,
der strahlend schöne Tag wirkt, wie bestellt;
nur noch der Windbruch trübt die frohe Miene.

Ingrid Herta Drewing

Herbsttagsfreude

Ein kühler Kuss, des Herbstes Frische
belebt und lockt ins Licht, ins Freie;
mag froh mich unter Menschen mischen,
die Grübelei gilt ’s wegzuwischen
und Hoffnung lassen angedeihen.

Hier in des Herbstes Farbengarten –
der Bäume Laub glänzt golden, rot-
darf ich den Augenschmaus erwarten,
bevor die wilden Stürme starten,
die Pracht zu wehen in den Tod.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstbilder

Ja, ich weiß es, Herbststurm, Früchte, Blätter,
das sind Bilder, tausendfach belichtet.
mancher fände es wohl sicher netter,
wenn den Herbst man nicht mehr so bedichtet’.

Dennoch trägt mir stets dann im Oktober
die Natur, ganz ungefragt, die Bilder an,
wenn der Blätter prächtiges Zinnober
in Alleen und Gärten glühend singen kann.

Und ich lasse mich dazu verleiten,
schier von diesem Anblick farbentrunken,
was ich sehe, reimend zu begleiten,
nicht beachtend ein poetisch’ Unken.

Werde Impressionen, die beglücken,
wieder aus des Herbstes Bäumen pflücken.

© Ingrid Herta Drewing