Schwindliges Leben

Aus Licht geboren, Dinge, zarte Wesen
in eine Welt aus Traum und Sternenstaub.
Ein Gaukler mixt den Tag am Lebenstresen,
verhüllt den Tod in Herbstes Feuerlaub.

Lässt Nebel seine dichten Schleier ziehen;
der Klang erstirbt im Dickicht grauer Stille.
Die Sommerträume, die nach Süden fliehen,
sie suchen einen Wunsch, der sich erfülle.

Ihr Lied vom Paradies, das ohne Not
ein Ort ist, wo in glücklichem Erleben
der Mensch sich darf mit Schönem eng verweben,
weit fern von dem Gewesen und dem Tod.

Jedoch der Realist, er weiß, das Sein,
das Leben schließt das Sterben schon mit ein.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsstimmung

Nun schenkt des Frühlings Blütenhand dem Tag
dies’ schöne Antlitz, lässt ihn wachend träumen.
Es sprießt und grünt und blüht in Busch und Bäumen.
Die Vögel singen hell in Park und Hag.
Ihr liebliches Konzert erfüllt die Räume.

Uns Menschen lässt das neu erwachte Leben,
trotz aller Krisen, die uns hier betroffen,
mit Zuversicht den Tag beginnen, hoffen
und freudig mit des Frühlings Welle schweben.
So blau und weit ist nun der Himmel offen!

© Ingrid Herta Drewing

Innerer Monolog

Gefangen im Sonett!
Harmoniesüchtig,
immer den Klängen
in Versen auf der Spur.

Verliere und finde
dich doch
auch einmal
in Wortspielereien
oder
in den dunklen Rätseln
der Bilder,
die aus Träumen fallen,
wenn die Nacht schläft!

© Ingrid Herta Drewing

Traumzeit

Der Abend wird nun still. Nur Flugzeuggrummeln
dringt aus der Ferne monoton zu dir,
und im Lavendelbusch verstummt die Hummel.
Die Sonne sinkt; der Tag schließt seine Tür.

Du lässt ihn sanft an dir vorüber gleiten,
andächtig sinnend unterm Sternenzelt,
das funkelnd dich wird in die Nacht geleiten,
ins Reich der Träume taucht nun deine Welt.

Die Träume, die im Kopf Theater spielen,
Protagonistin bist du, eingespannt,
und manchmal darfst du darin Freiheit fühlen,
die deinem Erdenleben unbekannt.

Doch widerfahren dir auch schlimme Dinge,
die du erleben musst, fast schon real.
Auf einer Bühne sollst du solo singen
und kannst den Ton nicht treffen, welche Qual!

Jedoch auch Wunderschönes wird gegeben.
Du bist geborgen bei dem Liebsten warm,
den du geliebt in einem andern Leben.
Im Traum hält er dich immer noch im Arm.

Und mögen Träume auch nur Schäume sein,
erzählen sie uns doch von uns Geschichten;
und manchmal wirkt ein solcher Traum hinein
ins helle Leben und schreibt dort Gedichte.

Ingrid Herta Drewing

Jugend

Der Jugend Träume, weit gespannt, gleich Sternen
erglänzen sie im Dunkel tiefer Nacht.
Man stört sich nicht, dass sie in weiten Fernen,
fühlt sich lebendig, stark; getan, gedacht.

Mit diesem leichten Sinn lockt uns das Leben,
wenn hoffend wir ins Ungewisse ziehen.
So mancher Kampf, auch viel vergeblich’ Streben,
es schreckt uns nicht, wenn jugendfroh wir glühen.

Und in dem Glauben an die guten Mächte,
die uns trotz allem auf dem Weg begleiten,
sind wir gestärkt und finden auch das Rechte,
das zu uns passt, sind nicht zu wirr die Zeiten.

Denn, wenn ein Krieg das Leben überschattet,
auch manches junge Blut im Tod ermattet.

Ingrid Herta Drewing