Alte Bäume

Es tragen die alten Bäume
in ihrem zerfurchten Gesicht
vergangener Zeiten Träume
von weiten, hellen Räumen
und Tagen in goldenem Licht.

Der flirrenden Sommer Grünen,
das Herbstrot, ein Flammenmeer,
der Schnee auf Winterbühnen,
berauschendes Frühlingssühnen
irrlichtern noch immer umher.

Und manchmal hörst du es raunen,
dann flüstern die Wipfel leise:
„Vergiss deine Hast, die Launen,
erlerne wieder das Staunen,
wir werden den Weg dir weisen!“

Ingrid Herta Drewing

Auf dem Waldweg

Am Wegesrand, gestapelt, liegen Bäume,
im Sturm zerbrochen unter nasser Last,
im Schnee verloren, grüne Träume,
nach denen Frühling, Sommer nicht mehr fasst.

So hoffnungsvoll im Sommerwind gewiegt,
noch jüngst den goldnen Herbst gegrüßt verwegen,
des Lebens bar, im Winter nun besiegt,
ist ihrer Schönheit Kraft dem Tod erlegen.

Sind dies auch Katastrophen der Natur,
die nur im Kleinen wirken, unbeachtet,
so zeigt mir machtvoll der Zerstörung Spur,
wie schnell der kalte Tod das Leben nachtet.

Da tröstet mich auch die Vermutung kaum,
dass dieses Holz verschönt den Wohnungsraum.

Ingrid Herta Drewing