Zu Klimts Gemälde“ Der Kuss“

Verflochten, verwoben
in goldenem Vliese,
sie, blühend
wie die Sommerwiese,
lieb geborgen
in seinem Arm.

Ein Sonnengott
küsst die Erde warm,
in lichtem Mantel
sanft versunken,
hingegeben
und
liebestrunken.

Ingrid Herta Drewing

Gereimte Fragen

Ich mach’ mir manchen Reim auf diese Welt,
obschon mir vieles hier scheint ungereimt.
Warum, das frage ich, regiert das Geld,
wird hier, wer ehrlich ist, so oft geleimt?

Warum beherrschen immer noch Despoten
mit Terror, Grauen hart „ihr“ armes Land
und lähmen Tatkraft, Leben mit Verboten?
Warum geh’n viele ihnen dort zur Hand?

Warum zerstören wir, was unser Leben
erhält, der Erde Schönheit, die Natur,
als sei uns dafür ein Ersatz gegeben?
Warum verbreiten wir des Wahnsinns Spur?

Wer gibt die Antwort auf so viele Fragen?
Ich wüsst’ sie gern, anstatt nur laut zu klagen.

Ingrid Herta Drewing

Erdfall

Und plötzlich schwindet neben dir die Erde,
wo fester Boden war, klafft tief ein Loch.
Der Geologe kann erklär’n sein Werden,
doch Angst dir schleichend in die Kehle kroch.

Noch gestern glaubtest du dort fest zu stehen,
da tat im Erdfall sich die Tiefe auf,
verschlang, was alles sicher du gesehen.
Nichts nimmt mehr so wie sonst nun seinen Lauf.

Zwar blieb dein Leben hier noch unverletzt;
doch, was dir Heimat war, erscheint dir fremd.
Du fühlst dich dunklen Mächten ausgesetzt,
in deiner Daseinfreude stark gehemmt.

Bist traurig, kannst es noch nicht fassen,
dass du nun dein Zuhause musst verlassen.

Ingrid Herta Drewing

Dein Leben

Du, Mensch, bist dir der Endlichkeit bewusst,
glaubst ins Unendliche zu schauen, Sterne,
die leuchtend dich erreichen hier im Frust,
verklären dir ein Leben in der Ferne.

Jedoch dein Glück liegt hier auf dieser Erde,
die reich an Leben, Schönheit dich umgibt
und täglich neu erblüht in ihrem Werden,
das tausendfach verspricht: Du wirst geliebt.

So nimm es an als ein Geschenk, dein Leben,
das dir von Gott hier für die Zeit geliehen,
bis du dereinst wirst gänzlich zu ihm ziehen,
um ihm dies kostbar Gut zurückzugeben.

Er möge dann in seiner Gnade, Güte
Dein selig Ich in Ewigkeit behüten.

Ingrid Herta Drewing