Spätherbst

Das Jahr ist schon weit fortgeschritten.
Nach Süden zog der Vögel Schar,
deren Gesang, so wunderbar,
nun mit dem Sommer uns entglitten,
der im August enttäuschend war.

Oktober konnte uns versöhnen
mit seiner goldnen Farbenpracht.
Als Maler wählte er bedacht,
hat uns in warmen, roten Tönen
die Landschaft zum Geschenk gemacht.

Allmählich schließt der Herbst den Kreis,
lässt des Novembers Nebel steigen,
und von den filigranen Zweigen
schwebt Blatt um Blatt herab, ganz leis,
sinkt tief in winterliches Schweigen.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Herbstsonntag,9.November

Ich gehe durch die Sonntags stillen Straßen,
wo Herbst den Morgen kühl und klar bestimmt.
Ein Blätterteppich ziert den grünen Rasen,
und durch die Wipfel zart die Sonne glimmt.

Ein blauer Himmel darf den Tag erhellen.
Der Farbenfülle opulente Pracht
zeigt sich im Blattwerk schön an vielen Stellen,
wo Wind und Regen nicht ihr Werk vollbracht‘.

Ich nehm‘ dies‘ Herbstbild auf mit allen Sinnen;
mein Weg führt durch den Park zur Kirche hin.
Beschaulich darf ich hier den Tag beginnen,
und fühle, dass ich heute glücklich bin.

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Am See im Herbst

Es heißen Oktobers goldene Tage
die farbige Vielfalt willkommen.
Im Mittagslicht hält hier Wärme die Waage,
die Feuergesichter, der Bäume Sage,
dort leuchten im See leicht verschwommen.

Da gleiten geruhsam die Schwäne dahin,
sind jenseits von Eifer und Ende.
Das schwebende Leben, sein zartschöner Sinn,
Geschenke beglückend, der Seele Gewinn;
Natur reicht noch gütig die Hände.

Bevor der November mit Nebelgrauen
die Landschaft in dichtem Mantel verhüllt,
dürfen wir noch ihre Schönheit erschauen.
Ein wolkenloses und himmlisch‘ Erblauen
die Sehnsucht nach Licht und Farben erfüllt.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Herbstseiten

Es kürzt der Tag die hellen Stunden,
empfängt uns schon mit kühler Nacht.
Der Frühherbst hat sich eingefunden,
beschert uns reicher Ernte Pracht.

Wir lieben sie, die goldnen Tage,
da Blätter glänzen gelb und rot,
bevor der Herbststurm ohne Frage
sie weht zum Welken in den Tod.

Wenn dann November Nebeldichte
vor Sonnenlicht und Auge hält,
erzählen Träume uns Geschichten ,
und Sehnsucht mit dem Regen fällt.

© Ingrid Herta Drewing (2014 überarb.)

Herbstgedanken

Und plötzlich ist es Herbst, die Sommerlieder,
sie wehen mit den Blättern hin im Wind.
Du webst den warmen Flaum in dein Gefieder
und folgtest gern dem Vogelzug geschwind.

Auch wenn die Farbenschau der Bäume blüht,
so weißt du doch, wie grau die Nebel wallen,
obwohl die Sonne mittags noch erglüht,
wenn jene feuchten Schleier sind gefallen.

Es fällt so schwer, den Sommer loszulassen,
obgleich du Herbstes Schönheit hier genießt .
Bald hüllt Novembernebel ein die Gassen,
in grauer Dichte müd‘ der Tag zerfließt.

Dann naht die dunkle Zeit, der Trauer, Klagen,
bis der Advent verheißt des Lichtes Tagen.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Frühlingsleuchten

Der Sonne goldene Horden
mit ihrer strahlenden Macht
trieben den Winter nach Norden.
Hier ist es Frühling geworden,
ein Blühen regt sich nun sacht.

Schneeglöckchen grüßen im Garten,
die Krokusgrüppchen in Pracht
in leuchtenden Farben starten.
Die Blütenträume, die zarten,
sind lieblich duftend erwacht.

Im Baume am Bach ein Singen,
dort flötet die Amsel ihr Lied,
ein zärtliches, frohes Klingen,
die milden Lüfte, sie schwingen,
erquicken mein Wintergemüt.

© Ingrid Herta Drewing

Die Mohnblüte

Zerknittert noch dein zartes Blütenkleid,
beginnst du, feuerrot dich zu entfalten.
Schon naht die Hummel, kann sich nicht enthalten;
für sie hältst du auch Nektar nun bereit.

Jetzt, da der Sonne Schein dich wach geküsst,
erstrahlst du, zeigst die Blütenschönheit fein.
Inmitten deiner Klatschmohnschwestern bist
du hier des Sommers Licht am kargen Rain.

Da darf in hellem Blau Skabiose grüßen,
geziemend, hält bescheiden sich zurück.
Du tändelst gern; das Leben zu versüßen,
vermagst du wohl, ziehst auf dich manchen Blick.

Lässt glühend hier nun deine Farben singen,
dein kurzes Blumenleben zu vollbringen.

© Ingrid Herta Drewing

November-Überraschung

November ist und dennoch blühen Rosen,
verströmen ihren blumig zarten Duft.
Die Sonne strahlt, des milden Windes Kosen
erfüllt fast frühlingshaft des Herbstes Luft.

Dazu der Bäume goldne Farbenpracht,
ein Leuchten, das zum blauen Himmel passt.
Kein Sturm, der tobt, nur langsam mit Bedacht
schwebt hier und da ein Blatt, gelöst vom Ast.

Als wolle es uns trösten und versöhnen,
zeigt sich zum Abschied gütig noch das Jahr;
konnt’ uns des Sommers Wetter nass verhöhnen,
so macht der Herbst jetzt jene Träume wahr.

Und schenkt uns diese warmen, milden Tage,
bevor der Winter naht mit Kälteplagen.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstwald

Es trägt der Wald sein letztes, goldnes Kleid,
gesäumt von rot gefärbten  Blätterflammen.
Die Sonn’ errötend gibt ihm Lichtgeleit,
im Farbenfeuer leuchten sie zusammen.

Am morschen Baumstamm  Stockschwämmchen hier grüßen.
Mit seinem  Purpurhut, der weiß gefleckt,
der Fliegenpilz sich in die Höhe reckt,
und weiches Moos liegt grünend ihm zu Füßen.

Im Spinnennetz, das kunstvoll ward gesponnen,
glänzt, Diamanten gleichend, morgens Tau.
Die Nebelschleier weichen nun der Sonne,
und auch die Rötelmaus huscht aus dem Bau.

Hier feiert still ihr Herbstfest die Natur,
und wir bewundernd stehen, schauen nur.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstfreude

Wie hingetuscht das Gelb, das Grün und Rot.
Es malt der Herbst mit allen seinen Farben,
die der Natur hier stehen zu Gebot,
bevor sie muss im Nebelkleide darben.

Noch zaubert er die Träume hell ins Licht,
die uns erfreuen, goldner Farben Töne;
das Rouge erfrischt der Bäume Laubgesicht
und leuchtend hier erstrahlt nun alles Schöne.

Wie bald wird Müdigkeit den Glanz ersticken,
der Nebel alles nass und grau verhängen,
wo Blätter jetzt mit frohen Lichtgesängen
uns, Aug’ und Seele wärmend, reich beglücken.

Darum  lasst uns genießen diese Zeit,
die nun der Herbst noch hält bereit!

© Ingrid Herta Drewing