Schöne Erde

Vielfältig, schön ist das Antlitz der Erde,
hell erscheinend im Glanze des Lichts.
Jeder Strahl, der in Farben sich bricht,
enthüllt es mit Zaubergebärde,
dies liebliche Leben und Werden,
das im Dunkel als Hoffnung noch spricht.

Vielfältig, schön sind die Klänge der Erde,
leise ertönend, tiefbrausend,laut.
Jedes Lied, das erklingt, zart vertraut,
entkleidet mit Geigergebärde
die Seele der stummen Beschwerde,
Harmonie wird in Liebe erschaut.

Vielfältig, schön sind die Düfte der Erde,
herb und würzig, süß, lieblich und mild.
Jede Blüte, sich öffnend, erfüllt,
weithin duftend, die Wiesenmeere,
und die Bäume, Kräuter und Ähren
verströmen sich zärtlich und wild
in der Erde betörendem Bild.

© Ingrid Herta Drewing

Symmetrie

Die Symmetrie in vielen Lebenswelten
beeinflusst wohl auch unsren zarten Blick.
Wir suchen unbewusst, wo sie mag gelten,
und finden sie auch in der Liebe Glück.

Sogar in unsrer Träume Phantasie
erwarten wir zwei Hälften, die sich gleichen,
um dann, ergänzend sich, in Harmonie
Vollkommenheit, ein Ganzes zu erreichen.

Was Schönheit ist, wird oft durch sie gewahr.
Wir merken ’s kaum, sie setzt uns auf die Spur,
beglückend wird das Wunder offenbar;
facettenreich zeigt ’s täglich die Natur.

Und auch dein Spiegelbild davon erzählt,
wenn es dich anblickt und recht kritisch quält

© Ingrid Herta Drewing

Gereimte Fragen

Ich mach’ mir manchen Reim auf diese Welt,
obschon mir vieles hier scheint ungereimt.
Warum, das frage ich, regiert das Geld,
wird hier, wer ehrlich ist, so oft geleimt?

Warum beherrschen immer noch Despoten
mit Terror, Grauen hart „ihr“ armes Land
und lähmen Tatkraft, Leben mit Verboten?
Warum geh’n viele ihnen dort zur Hand?

Warum zerstören wir, was unser Leben
erhält, der Erde Schönheit, die Natur,
als sei uns dafür ein Ersatz gegeben?
Warum verbreiten wir des Wahnsinns Spur?

Wer gibt die Antwort auf so viele Fragen?
Ich wüsst’ sie gern, anstatt nur laut zu klagen.

© Ingrid Herta Drewing,

Wintermorgen

Als hätten Elfen über Nacht
gewirkt den Bäumen Sternen-Spitzen,
die zart im Morgenlicht erwacht,
von hellem Sonnenschein bedacht,
hier weiß erstrahlen, funkeln, blitzen.

Was gestern grau war, nass und kahl,
will heute klar im Licht erglänzen.
Die Nebelfee, ihr Frostgemahl
sie tauschten Küsse, reich an Zahl,
mit Raureif Äste zu umkränzen.

Du siehst des Winters Meisterstück
und magst kaum deinen Augen trauen.
Geblendet von der Schönheit Blick,
genießt du nun das kleine Glück,
darfst die Natur im Glanz erschauen.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Herbstgruß

Parkhaus-Fassade
Herbsttages Spiegelgesicht,
himmlische Wellen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Herbstgeschenk

Gefangen noch in Nebeln,bleichen,
die Landschaft hier im Morgen liegt.
Doch bald wird Sonne sie erreichen,
und dieses Graugespinst muss weichen,
ein warmes Leuchten hell obsiegt.

Befreit von dichter, feuchter Hülle
erglänzt der Bäume Blätter-Pracht,
zeigt Herbstes Malkunst in der Stille,
ein Farbenspiel in reicher Fülle,
das uns das Auge trunken macht.

Die Birken schimmern,goldne Seide
ziert Linden auch; der Amberbaum
zeigt sich im roten Sternenkleide,
ein jedes Blatt wird zum Geschmeide:
Erwacht ist nun ein Farben-Traum,
den die Natur ins Licht gerückt.

Wir stehen, schauen, tief beglückt.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Ginkgo-Baum im Park

Es grüßt der Ginkgo-Baum noch sommergrün,
als zeige er uns an sein lang‘ Bestehen.
Jahrhunderte sah er vorübergehen,
und Menschen kamen, gingen; er blieb kühn.

Sehr bald darf er in gelber Seide glänzen.
In hellem Leuchten wirkt sein Blätterkleid,
als komme er, ein Gast aus ferner Zeit,
um seine Heimat China zu kredenzen.

Weithin wird dann sein Bild im Park erstrahlen,
bereichern hier der Bäume Farbenpracht,
bevor der Spätherbst naht und grau mit fahlen,
feucht-kühlen Nebeln webt an Winters Macht.

Wir kennen wohl den Kreislauf der Natur
und schwingen mit auf ihrer sanften Spur.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Herbsttöne

Des Herbstes farbige Girlanden
jetzt schmücken hier schon Busch und Baum.
Und weithin wächst nun in den Landen
ein Blätter-Leuchten in den Raum.

Bald prangt in abertausend Farben
dies‘ Abschiedslied, das die Natur
licht tönend singt, bevor das Darben
im Nebel zieht die graue Spur.

Es darf dein Blick sich satt dann trinken,
erfreuen sich am Farbenspiel.
Bevor die Blätter welkend sinken,
erreicht doch Schönheit noch ihr Ziel.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Klarer Herbstmorgen

Solch einen Morgen lob ich mir!
Blauhimmel, hell der Sonne Strahlen,
und Maler Herbst ist fleißig hier,
zeigt seine Farbkunst im Revier,
beginnt die Blätter zu bemalen.

Als flösse alles Himmelslicht
jetzt in die Landschaft, Büsche, Bäume,
damit zum Abschied ihr Gesicht
in abertausend Farben spricht,
Natur nun paradiesisch träume.

So kündet Ende an Beginn.
Und mögen Winter, Nebel-Zeiten
ihr Bild auch grau bald stellen hin,
wird doch des Lebens Frühlingssinn
uns hoffnungsfroh und heiter leiten.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Geklont

Gestern traf ich meinen Klon,
wie waren wir erstaunt.
Er lächelte gequält, und schon
hat er mir zugeraunt ,
ich möge mich von dannen schleichen,
er sei das Original.
Ich dachte nicht daran zu weichen
und blieb bei ihm im Saal.
 
Ich fragte ihn, was er so mache,
ob er zufrieden sei.
Zufrieden? Ha, dass er nicht lache,
es gebe Quälerei .
Zumal, wenn er mich so betrachte,
gealtert, faltig sei mein Kinn.
Ich meinte, was er so verachte,
das zeige meinen Lebenssinn .

“ Mag sein“, sprach er, doch zieh‘ er’s vor
in Form, ganz glatt zu sein,
von Fuß bis Bauch, von Brust bis Ohr,
gentechnisch ginge das recht fein.
Schier faltenlos sei seine Stirn,
wieso dann meine nicht ?
„Weil ich zum Denken nutz mein Hirn,
du ignoranter Wicht!“

Verärgert ging ich nun davon ,
ich wollt‘ ihn nicht mehr sehen,
den aufgemotzten Plastikklon,
in seiner Hülle stehend.
Ich bin doch Ich, er Nicht-Ich nur,
was soll das ganze Spiel?
NUR SCHÖN sein will ich nicht die Spur,
ich hab‘ ein andres Ziel.
 
Will leben, lieben, lachen, singen,
grad, wie es mir gefällt,
und pfeif auf Konformismus, Dinge,
wie sie hofiert die Welt.
Will sein ein Individuum,
kein solches Kunstgebilde,
das zeitlos puppenhaft befällt
in Serie die Gefilde .
Und ist mein Leben einst zu Ende,
dann möge das so sein.
Ich reiche meinem Gott die Hände
und hoff‘, er holt mich heim. 

© Ingrid Herta Drewing