Mai-Abend in Münsters Rieselfeldern

Rotgolden sinkt die Sonne nun,
schenkt Abendglanz dem See.
Die Enten, Gänse, Schwäne ruhn
im Zauber aus der Höh’.

Die Küken kuscheln sich im Nest;
in sichrer Hut der Schwingen
der Mutter schlafen sie bald fest,
was auch die Nacht mag bringen.

Sogar die Möwen still nun sind,
die sonst laut eifernd schreien.
Im Schilf sirrt sanft der Abendwind,
wiegt Vogelkinder zart und lind,
die träumend hier gedeihen.

© Ingrid Herta Drewing

Winternacht am See

Ein heller Silbermond streift zart die Zweige,
die raubereift hier in der Winternacht
hoch in den Sternenhimmel greifen, schweigen,
der klar und kalt das stille Tal bedacht.

Nun nächtens unterwegs die Einsamkeit,
in blauen Schatten fliegt sie über Schnee.
Zu Eis erstarrt, ermattet liegt der See;
der Winter schreibt amphibisch seine Zeit.

Und alles Leben scheint von hier verbannt,
in Todesruhe, eine Welt der Dinge.
Jedoch, noch in den Tiefen birgt ein Schwingen
die Frühlingshoffnung treu als Liebespfand.

Um Phönix gleich, entflammt sich zu erheben,
bereit, zu werden bald ein neues Leben.

© Ingrid Herta Drewing

Winterbilder II

Dieses Nebellied,
der See, ein Jadesiegel
des Wintermorgens.
*
Heller Wintertag;
unter blaugoldnem Himmel
glänzt weiß die Stille.
*
Warm blickt die Sonne,
streichelt Winters kahles Haupt.
Eiszapfen weinen.

Die Freudentränen rinnen
und wachsen in die Tiefe.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsflüstern am See

Ein Hauch von Frühling, auf den Wiesen
spaziert vergnügt die Entenschar,
den See dort schwimmend zu begrüßen,
der kürzlich ganz vereist noch war.

Die Sonne scheint, erwärmt die Luft,
ein blauer Himmel heut’ gefällt.
Der Hyazinthen süßer Duft
verspricht des Frühlings Blütenwelt.

Ein Schwanenpaar schwebt auf den See,
und findet sich zu zarten Tänzen.
Anmutig darf ihr Pas de Deux
im hellen Sonnenlichte glänzen.

Ich steh’ am Ufer und erschaue
beglückt das sanfte, schöne Bild,
seh’ hoffend Zukunft und vertraue
darauf, dass sich mein Glück erfüllt.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstidylle am See

Aus dem Wolkenbett
lugt eine müde Sonne
mit matten Strahlen.

Weiden neigen sich,
spiegeln in dem stillen See
ihr goldenes Haar.

Am Ufer Enten
watscheln schnell zum Kinde hin,
um Futter heischend.

© Ingrid Herta Drewing

Schwanenpaar

Versonnen
stand ich am Gestade;
die Wellen kräuselten den See.
Ich fühlte Abendwindes Gnade
und sah, wie Schwäne,
weiß wie Schnee,
gemeinsam ihre Bahnen zogen,
so unbeirrt zu zweit, entrückt,
als habe sie des Lebens Bogen
als Paar schon in die Welt geschickt.

Sie schwanden bald aus meinem Blick,
sich lösend sanft im Abendrot.
Erinnernd dachte ich zurück,
an dich,
den Sommer,
unser Boot.

© Ingrid Herta Drewing

Frühsommermorgen

Am Himmel zarte Cirruszeichen,
die leicht der Wind getuscht ins Blau
und überm Wäldchen, bei den Eichen
erstrahlt die Sonne, küsst die Au.

Und ihre gleißend hellen Strahlen,
sie tanzen silbern auf dem See,
Milliarden Diamanten malend,
die funkelnd schimmern in die Höh’.

Geblendet steh’ ich am Gestade
im warmen Sommermorgenlicht;
vor mir die Schwanenpaar-Parade,
aus deren Gleiten Anmut spricht.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingsmorgen am See

Ein Nebellied, still ruhend liegt der See.
Der Wind, er fächelt, flüstert in den Bäumen;
und rosig, lugend über Berges Höh’,
mag Sonne lächelnd nun den Tag erträumen.

Die Wiese ward von Tau zart wach geküsst,
es glitzern, funkeln schillernd viele Perlen.
Das Vogelvolk, das freudig zwitschert, ist
geflogen in die Wipfel grüner Erlen.

Und bald erfüllt der Sonne goldnes Strahlen
das Tal, in lichtem Blau blinkt auf der See,
des Himmels Spiegel; nur zwei Wölkchen malen
sich zärtlich in das Bild, so weiß wie Schnee.

Andächtig stehst du, fühlst mit allen Sinnen
des Frühlingstages liebliches Beginnen.

Ingrid Herta Drewing

Wintermorgen am See

Ein blauer, kalter Wintermorgen
erblüht in hellem Sonnenlicht.
Was gestern nebelgrau verborgen,
zeigt strahlend nun sein Angesicht.

Die Bäume, weiße Wachparade,
auch auf den Feldern glitzert Schnee;
und filigran säumt am Gestade
der Gräser Flaus, vereist, den See.

Als habe eine Zauberhand
hier alles kunstvoll, zart verwandelt,
erscheint mir dieses stille Land,
mit dem mein Blick mich sanft verbandelt.

Ein Wintermärchen, das ich fand.

Ingrid Herta Drewing

Winterabend am See

Von Winters kaltem Atem angehaucht,
liegt nun, in Eis erstarrt, der kleine See,
wo noch im Herbst die Enten froh getaucht,
Köpfchen ins Wasser, Schwänzchen in die Höh’.

Im welken Schilf am Ufer sirrt der Wind,
die Halme glitzern als des Raureifs Saiten.
Die Krähen, die hier in den Erlen sind,
mit ihrem Krächzen die Musik begleiten.

Und goldenrot die Abendsonne schwelt,
der Himmel, der türkis beschirmt den Schnee,
errötet zärtlich, und es schwebt beseelt
ein sanftes Lächeln übern stillen See.

Bis dann die unerbittlich kalte Macht
des Winter herrscht in sternenklarer Nacht.

Ingrid Herta Drewing