Traum

Mir träumte schön von einem Garten,
gar reich erfüllt von Blütenduft,
wo singend bunter Vögel Arten
erheben leicht sich in die Luft.

Dort äsen Rehe auf der Wiese,
ganz ohne Scheu, doch elegant,
und alter Bäume grünes Sprießen
schenkt Schatten dort mit milder Hand.

Und Menschen wandeln zeitlos, heiter,
ihr Lächeln von der Liebe spricht.
Sie sind des Glückes Wegbereiter
und fürchten Tod und Stunde nicht.

Es scheint, sie haben längst vergessen
dies’ irdisch Los, auch Müh und Plag,
so sanft sind sie, von nichts besessen,
was ihren Geist zu lähmen mag.

Sie singen, und sie musizieren
und widmen sich der Poesie.
Die Zeit im Schönen zu verlieren,
ist ihres Liedes Melodie.

Und unter Sternen traulich leben
in Frieden und in Harmonie.
Ich sah den Ort im Traum entschweben.
Doch blieb ein Hauch
von Poesie.

© Ingrid Herta Drewing

Silvestergruß

Silvestertag, so soll er sein,
er strahlt in goldnem Sonnenschein
auf blauer Himmelsbühne.
Was gestern sich noch grau fand ein,
darf heute glänzen licht und fein;
es fehlt die Abschiedsmiene.

Das alte Jahr sagt froh Adieu,
fast frühlingshaft, hier ohne Schnee,
fern aller Kapriolen.
die grünen Vögel in der Höh‘
begrüßen hier am klaren See
das neue unverhohlen.

Wir hoffen, dass in hellem Licht
2014 zeig‘ Gesicht
als Jahr in Wohlstand, Frieden,
erfüllen gerne unsre Pflicht
und scheuen auch die Mühen nicht,
die uns damit beschieden.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Silvesterwünsche

Wir sind wohl hoffnungsvolle Optimisten,
begrüßen froh gestimmt das neue Jahr
und glauben, dass sich nun doch bessern müsste,
was uns im alten gar zu garstig war.

Gesundheit sehnt herbei der leidend Kranke,
an Arbeit denkt, wer lang schon arbeitslos.
Der Klimagunst gilt grün auch der Gedanke,
man wünscht sich, Einsicht werde endlich groß.

Der eine träumt von seiner großen Liebe,
ein anderer sieht ’s Glück in Gut und Geld.
Bescheiden wünscht so mancher, Frieden bliebe
erhalten ihm in seiner kleinen Welt.

So wähnen wir das Wohl im Zeitenschritt,
und immer geht die Hoffnung lächelnd mit.

© Ingrid Herta Drewing

Wintermorgen in der Adventszeit

In klarem, hellem Morgenlicht
erstrahlt ein Wintertag.
Schneeweiß erglänzt das Angesicht
der Landschaft, wie ich ’s mag.

Und Stille sanft die Weite füllt,
wo hie und da ein Baum,
ins Raureif-Glitzerkleid gehüllt,
gewährt den Raben Raum.

Die dort, hoch in der Bäume Kronen,
bewachen stumm ihr Reich,
wie Nornen über allem thronen,
ein Schicksalslied zugleich.

Da werden Kindheitsmärchen wach,
denk‘ an „ Die sieben Raben“,
ihr Schwesterlein, das sie bedacht
erlöst‘ durch Liebesgaben.

Ja, mehr als Sonne wärmt die Liebe,
verheißt den alten Menschheitstraum,
dem Christkind folgend, Frieden üben,
sich schenkend unterm Weihnachtsbaum.

© Ingrid Herta Drewing

Erntedank-Gebet III

Wir danken, Gott,für deine Gnade,Güte.
Du hast mit uns unsagbare Geduld,
obwohl wir Schuld beladen,Zorngemüte,
gewährst du dennoch Leben uns und Huld.

Du lässt uns auf der schönen Erde leben
und säen, ernten, ein Zuhause finden.
Durch deine Güte alles wird gegeben,
was uns in Liebe mag hier zärtlich binden.

Verleih uns Kraft, Herr, dass wir klar verstehen,
wie wir dies‘ irdisch‘ Paradies verwalten
und wissentlich als Friedensstifter gehen,
als Hüter deine Schöpfung heil erhalten!

Und stärke uns! Im Leid auch lass uns glauben,
dass nichts uns unsre Zuversicht kann rauben!

© Ingrid Herta Drewing,2013

Herbst-Mittag

Der junge Herbst, gestimmt am Mittag milde,
da jetzt die dichten Nebel aufgelöst,
gefällt sich in rot-goldnem Blätter-Bilde;
versonnen lehnt er an der Parkbank, döst.

Schaut lächelnd auf des Sommers letzte Spur,
der roten Rosen tränen-feucht‘ Gesicht,
die dort im Beete bei der Sonnenuhr
erglänzen nun in Mittags warmem Licht.

Fast feierlich und still die kleine Welt,
nur hin und wieder raschelt ’s in den Bäumen.
Die reife Frucht, die von den Zweigen fällt,
erfüllt Eichhörnchens Nüsse-Sammler-Träume.

Hier, wo bald Abschied naht im Blätter-Regen,
beginnt Natur die Lese, Ernte-Segen.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Herbstklang

Der Mittag ruht in sanftem, goldnem Schweigen;
und Sonnenlicht kost zärtlich Wald und Flur.
Nur hin und wieder flüstert ’s in den Zweigen,
die Blätter tänzeln mit dem Wind im Reigen,
ein letztes Ernte- Lied singt die Natur.

Ich liebe sie, des Herbstes Harfensaiten,
den leisen Ton, der zart im Abschied schwingt,
wenn sich des Phönix’ Flügel rötend breiten
und im Erglühen sterbend sich bereiten
für einen Tag, der neues Leben bringt.

© Ingrid Herta Drewing

Und sie wissen, was sie tun

Am Tod verdient nicht nur die „Pietät“,
der Friedhofsgärtner, Steinmetz und Bestatter.
Denkt man ans große Geld,ist’s obsolet,
denn Weichensteller sind des Tods Gevatter.

Die Rüstungsindustrie, die Waffenschieber,
die Bombenbauer, nebst der Giftchemie;
sie sind von todeswirksamem Kaliber
und fördern auf der Welt Kriegsidiotie.

Sie füttern Falken, die die Kriege führen
und streichen skrupellos das Blutgeld ein.
Am Massenmorden scheint sie nur zu rühren,
wie ihre Konten wachsen Schein um Schein.

Solang sich dies Gezücht auf Erden hält,
kehrt niemals Friede ein in unsrer Welt!

© Ingrid Herta Drewing,2013

Ergänzung

Was wären ohne Algen die Polypen;
auch ohne Schwammes Nahrung gäb’s sie nicht.
Ihr Kalkgerüst nur blieb‘ in Wassers Trübe,
Korallenschönheit drohte der Verzicht.

Allianzen der Natur, so die Symbiosen,
ergänzend Wirken heißt das Lob.
Der Krabben Arbeit nutzt dem Wald, Mangroven,
entgiftet Wasser sacht im Biotop.

Und manchmal legt sogar ein kleines Tier
die Grundlage für vieler Arten Leben.
Im Pantanal kann Apfelschnecke hier
dem Riesenotter sichern ’s Überleben .

Auch Menschen sollten friedlich sich ergänzen,
Gemeinsamkeit lässt Leben erst erglänzen.

© Ingrid Herta Drewing

Winterillusion

Nun klöppelt Winter seine zarten Spitzen,
die,raugereift hier weiß die Zweige zieren,
und zarte Blüten, Eis gewirkt, brillieren
auf Fenstern, die sonst klar im Lichte blitzen.

Das Mauergrau der Stadt,im Schnee verhüllt,
so grüßt die Welt, erscheint im Bild nun rein,
als habe sich ein alter Traum erfüllt
und Friede kehre jetzt für immer ein.

Doch weiß ich wohl um diese Illusion,
die meinem Sehnsuchtsblick nur kurz beschert;
sie schleicht sich nach dem Tauwind schnell davon
und zeigt, wie wund die Erde ist versehrt.

Und dennoch halten wir die Frage offen,
dass irgendwann sich auch erfüll‘ dies‘ Hoffen.

© Ingrid Herta Drewing