Japans Leid

Wird dieses Leid denn wirklich niemals enden?
Wann kommen Erde und der Mensch zur Ruh?
Wann darf man wieder mit den eignen Händen
das halten, was jetzt ward zerstört im Nu?

Ach endeten doch bald auch Furcht und Not,
all dieses unheilvolle, dunkle Drängen,
das stets begleitet wird von nahem Tod,
die Strahlgefahr des Gaus mit ihren Zwängen!

Ja, Nippon weint. Die vielen stummen Tränen,
sie rinnen tief hinein ins stolze Herz;
und dennoch wahrt man Haltung, manche wähnen,
dass man zerbrechen müsst’ an solchem Schmerz.

Herr, Gott, wir bitten, sorge für die Rettung
und halte dort der Erde Beben an
damit auch die verheerende Verkettung
Tsunami, Gau nicht noch mehr schaden kann!

Ingrid Herta Drewing

Getrübte Frühlingsfreude

Als gäbe es ihn nicht, den Tod auf Erden,
so blüht sich nun der Frühling in mein Herz.
Ich fühl’ beglückt erglüh’n dies’ neue Werden,
vergesse kurze Zeit das Leid, den Schmerz.

Doch unbeschwert, wie sonst, kann ich nicht sehen
den Blütenrausch, der hier ziert meine Welt;
weiß ich doch, dass in Japan, Libyen gehen
die Menschen in den Tod, der viele fällt.

Ich wünscht’, ich hätte einen Zauberstab,
mit dem ich könnt’ das Unheil hier auf Erden
verbannen in ein fernes Sternengrab,
damit die Menschen alle glücklich werden.

Doch leider bin ich nur ein kleiner Wicht,
so bitt’ ich Gott, dass er verlass’ uns nicht.

Ingrid Herta Drewing

Dankgebet

Herr, da sich neigen meine Erdentage –
ich fühle, der Zenit ist überschritten –
will ich, obwohl mein Herz gebiert noch Fragen,
dir danken für des Lebens lichte Mitte.

Auf dieser Erde hier als Mensch zu leben,
inmitten reicher Vielfalt der Natur,
als Teil davon, in Liebe sich verwebend,
in Freude auf des Lebens schöner Spur.

Da mag der Tag nun ruhig ins Dunkel gleiten;
auch ohne Mond und Sterne in der Nacht
wird mich mein Glaube leuchtend hell geleiten
auf deinem Gnadenweg, der Liebe Macht.

Geborgen ganz in deinen Vaterarmen,
getragen sanft von Güte und Erbarmen.

Danksagung

Ich danke dir, Gott,
hast mir Leben gegeben,
dazu das Bewusstsein.
Ich bin nicht allein.
Im irdischen Streben,
im liebenden Schweben
fühl’ ich dieses Glück,
als Mensch hier zu sein.

Denn wär’ ich ein Stein,
ich hätte kein Herz,
empfände kein Sein
und auch keinen Schmerz.
Zwar würd’ ich steinalt,
doch ohne zu leben,
was sollt’ mir das geben?
Wär’ arg hart und kalt,
würd’, ohne zu zittern,
ganz langsam
verwittern.

Ingrid Herta Drewing

Kinder an der Krippe

Es leuchten Kerzen, grüner Tannen Garten;
und wieder wird geheimnisvoll nun starten
die Gnadenzeit, Advent, ein Neubeginn.
Die Kinder, die in freudigem Erwarten
auf ’s Christkind hoffen, zieht ’s zur Krippe hin.

Andächtig finden sie hier auch die Hirten,
die kniend dort mit ihren Schafen sind,
im alten Stall, nah Eselchen und Rind,
Maria, Josef, Weise, die einst irrten
und dennoch fanden durch den Stern zum Kind.

Das Christkind liegt dort nackt auf bloßem Stroh,
kein Tüchlein gibt es, Windeln oder so.
Die Kinder würden es gern warm bedecken.
Doch lächelt dieses Jesulein so froh
im Schlafe, und sie wollen es nicht wecken.

So zünden sie nur fromm die Kerze an
und bitten Gott, er schenke ihnen Segen,
inständig auch, das Christkind gut zu hegen,
vertrau’n dem Kindl ihre Wünsche an
und bitten um den Schutz auf allen Wegen.

Ingrid Herta Drewing

Hirtenlied II

Die Botschaft vom Frieden,
wir hörten sie gern
und folgten der Weisung
zum leuchtenden Stern.

Wir hofften, es weiche
nun Kummer und Harm,
dass nicht nur der Reiche
sich bette hier warm.

Im ärmlichen Stalle
wir fanden das Kind.
Es lag in der Krippe
bei Esel und Rind.

Und doch war ein Singen,
ein Leuchten im Raum;
das tat uns bezwingen.
Wir atmeten kaum.

Dies Wunder der Weihnacht,
es nahm uns ganz ein,
dass Gott uns das Heil bracht’,
ein Kindlein so rein.

Und andächtig sanken
wir sanft auf die Knie,
in Demut zu danken,
voll Freud’, Harmonie.

Ja, wir armen Hirten
erfuhren sogleich,
auch wenn wir oft irrten:
Wer liebt, der ist reich!

Ingrid Herta Drewing

Alles fließt

Der Wasserspiegel zittert in der Flasche,
nur weil ein leichter Ruck den Tisch bewegt.
Die Utensilien kauern in der Tasche,
in ihrem Dunkel wie ein Schatz gehegt.

Dies alles sind nur simple Gegenstände,
gefühllos, ohne Leben, doch die Zeit
erfasst auch sie und bringt sie dann behände
in einen andern Zustand, der bereit.

Warum nur ist hier alles so vergänglich,
in stetem Werden, Ende und Beginn.
Wir sind mit unsrem Wissen unzulänglich,
wir suchen, fragen, finden nicht den Sinn.

Ja schon die Alten sagten „Spiel der Zeit“,
das sei der Mensch in seinem Erdenleben,
und glaubten Himmlisches sei ihm bereit,
das Gott ihm könnt’ aus seiner Gnade geben.

Auch ich will ’s glauben, fühle mich beseelt,
will nicht nur Zufall der Materie sein.
Der Funke des Bewusstseins, der hier zählt,
er münde einst in Geistes Feuer ein.

Ingrid Herta DRewing

Suchende

Wir sind sehr weit gegangen,
still folgend jenem Stern,
in unserem Verlangen,
den Frieden zu empfangen,
der hier auf Erden fern.

Das Heil, fern aller Kriege,
wir finden es im Stall,
in einer Krippe liegend,
ein Kindlein lieb obsiegend
und froher Engel Schall.

Wir können es kaum fassen,
dass uns dies Wunder nah;
der Kummer muss verblassen,
wir sind nicht mehr verlassen,
denn Gottes Sohn ist da.

Er schenk’ uns seinen Segen,
das Licht in dunkler Zeit.
Sein Lieb ist stets zugegen;
auf allen unsren Wegen
sei sie uns das Geleit.

Ingrid Herta Drewing

Erntedank-Gebet II

Wir bringen, Herr, die Gaben;
demütig danken wir
für alles, was wir haben.
Des Lebens volle Waben
sind uns geschenkt von dir.

Gib uns die Kraft, zu hüten,
was du uns anvertraut
in deiner Gnade, Güte,
die Erde in der Blüte,
die wir so schön erschaut.

Dass wir das Maß erkennen,
das hier gewährt den Schutz,
die Fehler klar benennen,
von Habgier uns nun trennen
und eitlem Eigennutz.

Damit die Erde bleibe
dies’ blaue Paradies,
soll uns Vernunft verschreiben
ein lebenstüchtig’ Treiben,
das aus der Liebe fließt!

Ingrid Herta Drewing