Hitzepause

Ein zarter, weißer Schleier lässt das Blau
des Himmels heute etwas blass erscheinen,
und auch die Sonne blickt nur ungenau,
kann ihrer Strahlen Kraft nicht recht vereinen.

Mild aus Südwest ein leichtes Lüftchen weht.
Es gönnt uns eine kurze Hitzepause;
und kein Gewittermann am Himmel steht,
von Donner kündend oder Sturmes Brausen.

Beschaulich gibt sich dieser Sommertag,
da wird man gerne durch den Park spazieren,
vielleicht auch in der Innenstadt flanieren
und schauen, was es Neues geben mag.

Wer ’s kann, der sollte diesen Tag genießen,
zu rasch wird uns die Sommerzeit zerfließen.

© Ingrid Herta Drewing

Sommermittag

Die Mittagskatze schleicht auf sanften Pfoten.
Es glüht das Dach, auf dem sie sonnig liegt.
Für Mensch und Tier scheint Ruhe nun geboten,
sogar die Schwalbe hin zum Neste fliegt.

Als wolle dieser Tag nun still pausieren,
erholen sich vom heißen Sonnenlicht,
schweigt aller Amseln süßes Tirilieren,
und auch der Hofhund schläft, hält Wache nicht.

Nur dort im Blumenbeet die Bienen summen,
und hin und wieder eine Grille zirpt.
Ansonsten lässt die Hitze hier verstummen,
was sonst so lebhaft, munter für sich wirbt.

Die Mittagskatze schnurrt, hält hier bereit
nun eine Siesta, es ist ihre Zeit.

© Ingrid Herta Drewing

Verhextes Wetter

Nun lässt der Mai uns aber heftig schwitzen.
Mit schwülen Tagen gibt er sich recht sommerlich;
war ’s jüngst noch kalt, so plagt uns nun die Hitze.
Man schaut auf den Kalender, und man wundert sich.

Gewitter toben so, als sei August,
und manche Tropennacht verweigert dir den Schlaf.
Man denkt an Klimawandel, und bewusst
wird jetzt ersetzt der Rasenmäher durch das Schaf.

Doch dann bricht aus ein ruhender Vulkan,
und dessen Asche dicht verhüllt der Sonne Schein.
Es kühlt sich merklich ab; ein Kältewahn
zieht ein, obgleich es eigentlich sollt’ Sommer sein.

Da mag das Wetter hier erscheinen wie verhext,
doch du erkennst genau: Das Klima ist komplex.

© Ingrid Herta Drewing

Ver – rückter Sommer

Welch ein verrücktes Jahr!
Jetzt fällt ’s dem Sommer plötzlich ein,
dass er vergessen hatte, da zu sein.
Nachdem er seine Jahreszeit verschlafen,
verdrängt er nun den Frühherbst, diesen braven,
der schon, gesteuert hin zum Ernteziel,
begonnen hat mit seinem Farbenspiel.

Nun trumpft der Sommer auf,
und hitzig schubst er ihn zur Seite,
dass ihm die Hoheit nicht entgleite.
Erstaunt die Kinder fragen:“ Was willst du?
Du kommst zu spät, die Freibäder sind zu!
Auch unsre Ferien, lange schon vorbei,
ertranken fast im Regeneinerlei.

Jetzt ist die Drachenzeit!
Sie sollen hoch am Himmel schweben,
und keiner möchte gern in Hitze kleben.
Drum, Sommer, zeig’ ein freundliches Gesicht,
denn schwitzen wollen wir nun wirklich nicht!“

Beschämt gibt sich der späte Sommer mild
und fügt sich ein ins goldne Frühherbstbild.

© Ingrid Herta Drewing