Gesang der Amsel
Mag singen auch die Nachtigall
ihr wunderschönes Lied;
zu selten ist das hier der Fall.
Doch Amselsang schallt überall,
weil sie die Stadt nicht flieht.
Hoch auf dem Dachfirst, auf Antennen,
in Wipfeln hoher Bäume
lässt sie ihr Flötenlied erkennen
und kann sich erst, wenn ’s dunkelt, trennen.
Ihr Wohlgesang weckt Träume.
Mir scheint es fast, als wolle sie
sich selbst an ihrem Klang berauschen,
vielfältig in der Melodie,
Tonfolgen reich an Harmonie
und ein Pausieren, um zu lauschen.
Da darf die Ringeltaube dann
den Brummbass dazu geben.
Sie kommt nur guttural voran,
und ihre Stimme, wenn sie kann,
wird rhythmisch, tief erbeben.
© Ingrid Herta Drewing