Die Trennung

Ernst meinte Emma jüngst zu Kurt:
„Sag, findest du nicht dies Geplänkel
mit unsrer Nachbarin absurd?
Mir geht ’s gehörig auf den Senkel,
wie du mit Komplimenten schleimst,
dir welche dann von ihr einheimst.
Ich flirte auch nicht mit dem Pitter,
bin sehr prosaisch, wenn ich twitter.“

„Ach , wenn ein Kater gerne schnurrt,
ist das doch kein Grund so zu keifen.
Ich mag das Kätzchen, das nicht murrt,
lass klangvoll gern die Worte schweifen.
Und bei der Nachbarin, dort drüben
kann ich im Voraus schon mal üben,
wie ich dich später kann bezirzen,
um uns den Abend schön zu würzen.“

„Das rat ich dir, mein lieber Kurt,
kein Süßholzraspeln mehr verwende!
Denn, wenn du da nicht ausgeschnurrt,
ist hier dein Katerglück zu Ende.
Dann magst du irgendwo dort draußen
mit andern Katzen sorglos mausen.
Ich lebe lieber hier allein,
als deine zweite Wahl zu sein.“

Da schaute Kurt, doch recht verdutzt
und mochte es zunächst kaum glauben,
dass Emma ihn zurechtgestutzt,
die er gezählt zu zahmen Tauben.
Was sie aus Eifersucht tat sagen,
engt ihm gewaltig ein den Kragen;
drum hat er danach, wohl bedacht,
das Haus verlassen in der Nacht.

© Text: Ingrid Herta Drewing

Verliebt

Ein tiefes Schauen, zärtlich‘ Schwingen,
lässt sehnsuchtsvolle Blicke singen.
Es klingt der Liebe Poesie,
erlöst aus trüber Agonie,
steht lächelnd über allen Dingen
und dirigiert die Symphonie.

Dies‘ süße Lied,zwei Klänge schweben,
sich eng umwinden, zart verweben
im Rausch zu einer Melodie.
Als streiche hier die Phantasie
die Saiten, wolle neu beleben
ein Paradies der Harmonie.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Zeichensetzung

Zwei Sätze, ungebunden,
die hatten sich gefunden.

Es wurde hin und hergefunkt,
doch dabei störte sehr der Punkt.

Und auch das Komma, wie man sah,
war ihnen nicht willkommen da .

Jedoch wollten die Zeichen
von ihrem Platz nicht weichen.

Sie fanden sich als Brücke,
und schlossen so die Lücke.

Einigkeit hat ihren Lohn,
sie grüßten als Semikolon.

© Ingrid Herta Drewing

Weiße Wolke

Und eine weiße Wolke schwebt
im Blau des Himmels leicht dahin.
Sie zeigt vom Winde sich belebt
und wandelt sich im Formensinn.

Ein Düsenjet zieht seinen Streifen
und fädelt sie als Perle auf,
scheint mit ihr durch das Blau zu schweifen.
Doch kurz nur ist der kühne Lauf.

Die Wolke gleitet einsam weiter,
denn dies‘ Kondenzband hielt nicht fest.
Es bleibt der treue Wind Begleiter,
der frei sie vor sich ziehen lässt.

© Ingrid Herta Drewing