Seltsamer Traum
Mir schien heut’ Nacht so still die Welt,
als könnt’ ich ihre Träume lesen,
ihr innerstes und tiefstes Wesen,
was sie vor uns verborgen hält.
Sie sprach von Einsicht und Genesen.
Da fielen von dem Baum, der blühte,
rotgoldne Früchte sanft herab.
Jedoch, wie sehr ich mich auch mühte,
ich hob’ sie nicht auf, sie verglühten;
ihr Feuer matt im Gras erstarb.
Da wacht’ ich auf im Traum; versonnen
sah ich zum Fenster dort hinaus,
bemerkte, dass man hatt’ begonnen
den Müll zu leeren aus den Tonnen,
den Baum zu fällen vor dem Haus.
Und seine Blüten- Äste lagen
am Bordstein dort verstreut im Dreck.
Ich sah ’s und fühlte Krampf im Magen,
laut wollte ich dagegen klagen
und blieb doch stumm auf meinem Fleck.
© Ingrid Herta Drewing