Aleppo-Fanal,15. Februar

Wie kann der Mensch sich zeigen so verroht
und Schulen, Krankenhäuser bombardieren,
zu schicken viele Kinder in den Tod,
um grausam hier nur Macht zu demonstrieren?

In Trümmergrau und Tod der Tag versinkt.
Des Krieges Fratze scheint zu triumphieren,
wenn Leben weicht, das Land im Leid ertrinkt
und Tausende hier Heim und Halt verlieren.

Die Schuld an diesem ferngelenkten Tod
schiebt eine Macht der andern in die Schuhe.
Im Hochmut ignorier’n sie Syriens Not,
im Bombenhagel findet’s keine Ruhe.

Wann endlich schließt ihr dauerhaften Frieden,
hört auf damit, dies‘ Land zu bombardieren?
Wann ist’s den Menschen endlich dort beschieden,
zu leben, nicht nur Leid, Not,Tod zu spüren?

© Ingrid Herta Drewing,2016

Balkanroute

Das Herz,es weint und fühlt die Not
der Menschen,die dort ziehen.
Das Unheil, das fast täglich droht
durch Meuchelmord und Bombentod,
lässt sie ins Ausland fliehen.

Erbarmen sagt der Exodus
der Männer, Kinder, Frauen;
sie scheuen weder Meer noch Fluss,
die Angst diktiert das harte Muss,
ein tief erlebtes Grauen.

Zu helfen gilt es, doch verstopft
sind nun Europas Ohren.
Nachdem Millionen angeklopft,
und aufgenommen,ruft’s verkopft
nach Grenzen,Kraft verloren.

Bedroht von einer Menschenflut,
die naht, schier ohne Ende,
sieht sich so mancher ohne Mut,
bangt um des Staates Recht und Gut
und fordert flugs die Wende.

Ja, hin zum Guten mag’s sich wenden,
und Friede kehre endlich ein,
dass Kriege, Leid und Hunger enden,
die Völker denen Hilfe spenden,
die jetzt im Elend noch allein!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Erinnerungen an die Nachkriegszeit

(Der erneute Fund einer Fliegerbombe
und die Evakuierung der Menschen weckt
Erinnerungen an die Nachkriegszeit.)

Die Waffen schwiegen, das Leben
trug grau noch des Hungers Kleid.
Doch unser kindliches Streben
konnte es spielend verweben,
wir kannten größeres Leid.

Des Krieges Bomben entronnen,
meist ohne Habe und Haus,
wurde erneut nun begonnen.
Da wir das Leben gewonnen,
lockte uns Freiheit hinaus.

Kinder, dem Spiel überlassen,
zu neuem Dasein bereit,
lebten wir auf in den Gassen,
lernten, was nützlich erfassen
in Trümmern der Nachkriegszeit.

Die kleinen Freuden,bescheiden;
das sollten Wünsche wohl sein.
Da gab es kein Marken-Neiden,
durch Mutters Nähkunst war’s Kleiden
nützlich, normal, also fein.

Ein Buch, einen Apfel zum Fest,
die Flöte, ein Hauch von Kultur
erblühte in Trümmern.Ein Nest
der Wärme, die Mutter! Das Best’
war doch ihre Liebe pur.

© Ingrid Herta Drewing,2015