Bargeld

Jetzt denkt man dran, das Bargeld abzuschaffen,
es reiche das Giralgeld, sei bequem,
auch nichtig sei dann kriminelles Raffen,
nicht Schwarzgeld könnten horten jene Laffen,
auch geb’s kein Falschgeld, das sei angenehm.

Dies mache möglich, Zeit und Kraft zu sparen,
das Leben werde leicht mit Plastikkart‘;
die digitale Welt, sie zeig‘ die wahren
so vorteilhaften Wirtschaftswege, klaren
Mitmenschen das erschein‘ als rechte Art.

Doch falsch gedacht und auch zu kurz gesprungen,
Bequemlichkeit nimmt Unfreiheit in Kauf:
Totalkontrolle, heimlich aufgezwungen,
die keiner mehr verhindert, Gängelungen
durch die, die dann bestimmen unsren Lauf.

In China kann man es doch schon ersehen,
was digitale Überwachung hält:
Kein Schrittchen kann man unbehelligt gehen,
mit Punktwertung ist schnell der Mensch versehen,
vom Staat sortiert, er funktioniert im Feld.

Wenn Bargeld gänzlich sollte hier verschwinden,
wär‘ im System auch letztes Freisein hin;
denn wie willst du die Schranken überwinden,
wenn falsche Mächte schalten, unterbinden,
dass du noch existierst nach deinem Sinn?

© Ingrid Herta Drewing,2019

Ginkgo-Baum im Park

Es grüßt der Ginkgo-Baum noch sommergrün,
als zeige er uns an sein lang‘ Bestehen.
Jahrhunderte sah er vorübergehen,
und Menschen kamen, gingen; er blieb kühn.

Sehr bald darf er in gelber Seide glänzen.
In hellem Leuchten wirkt sein Blätterkleid,
als komme er, ein Gast aus ferner Zeit,
um seine Heimat China zu kredenzen.

Weithin wird dann sein Bild im Park erstrahlen,
bereichern hier der Bäume Farbenpracht,
bevor der Spätherbst naht und grau mit fahlen,
feucht-kühlen Nebeln webt an Winters Macht.

Wir kennen wohl den Kreislauf der Natur
und schwingen mit auf ihrer sanften Spur.

© Ingrid Herta Drewing,2015