Vollmondnacht

Der Vollmond hellt den Himmel auf,
macht fast zum Tag die Nacht
und zeigt der weißen Wolken Lauf,
hält silbern hier die Wacht.

In seiner Strahlen mildem Licht
taucht sanft er nun die Erde.
Sein fremder Zauber leis’ verspricht,
dass er nicht weichen werde.

Ich steh’ am Fenster, seh’ hinauf
ins runde Mondgesicht,
das aus dem Schlaf mich weckte auf,
geh’ mit ihm ins Gericht.

Jedoch geheimnisvoll strahlt er,
als könne Märchen er erzählen;
den Sonnenspiegel reicht er her,
sie scheint ihn gerne zu erwählen.

So vieles hat er wohl gesehen:
Die Liebenden im Rausch der Nacht,
auch neues Leben im Entstehen,
das Kind, das ward zur Welt gebracht.

Sah Menschen glücklich, doch auch Tränen,
den Tod, die Kriege,  so viel Leid,
Jahrtausende der Menschheit Wähnen,
im Wimpernschlag der Ewigkeit.

Und dennoch fehlt ihm das Gefühl
Er bleibt Trabant und schickt zur Erde
sein Licht; ein Leuchten, klar und kühl,
so fern der Lebensfeuerherde.

© Ingrid Herta Drewing

Zurückgezogen

Dass du noch lebst, lässt wirklich mich erstaunen.
Es schlägt dein Herz so langsam nur im Takt,
als folge es jetzt eines Traumes Laune
und wäre sanft in Watte eingepackt.

Als rührten hier nun alle Sensationen
dich nicht mehr; sanft in weichen Schnee gehüllt,
im Winterschlaf vermeidend die Aktionen,
dass nichts, wie sonst, vor Freude überquillt.

Doch du bist wach, nimmst diese Welt wohl wahr;
dein blauer Blick erschaut hier alles klar,
und dennoch wahrst du auch Distanz zum Leben.

In deiner Einsamkeit, die keiner sah,
bist du gedanklich aber vielem nah
und lächelnd auch bereit, dich hinzugeben.

Ingrid Herta Drewing