Traumgeburt
Es murrt der Körper, schmerzt in den Gelenken.
Jedoch die Seele singt und macht sich frei,
zerstreut des Alters zahlreiche Bedenken,
erschaut das Schöne, das der Lenz mag schenken,
vergisst das Weh ein Weilchen nun im Mai.
Jetzt wachsen den Gedanken helle Flügel;
weit tragen sie hinaus aus dunkler Welt,
wo Terror, Todes Wahn trifft Tal und Hügel.
Der gute Geist der Phantasie schenkt Zügel,
und Pegasos mit Sternen Zwiesprach hält.
Da träumst du von der Menschheit großem Frieden,
wie sie vereint im Garten der Natur
für aller Wohl einst wirken wird hienieden.
Von Neid und Hass befreit, wär ihr beschieden
zu leben frei auf Paradieses Spur.
Du hoffst, es würden wahr die Visionen,
auch wenn die Wirklichkeit dagegen spricht,
sieht Seifenblasen, bunte Illusionen,
ein trügend Schillern, das uns seit Äonen
hier weiter trägt in vager Zuversicht.
© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing