Jagdgenossen

Wolf Graubart und Freund Lukas Luchs
sich trafen unlängst früh im Wald,
um ihre Jagd dort auszuhecken,
denn Winter war’s und bitterkalt.

Zu beiden alten Einzelgängern
gesellte sich noch Reini Fuchs,
ein listig‘ schlauer Kampfes-Recke,
obwohl er doch von kleinem Wuchs.

Die Drei, fern der Familie, Meute,
von Hunger, Kälte arg geplagt,
sie wussten, dass sich leichte Beute
den alten Tieren oft versagt.

So waren Wolf und Luchs auch froh,
als Fuchs erklärte seinen Plan,
den Hühnerstall zu stürmen, wo
sie jüngst die fetten Hennen sah’n.

Das Wasser lief ihm schon im Munde,
„ Kommt, auf zur Jagd!“,sprach Wolf sodann.
„ Es gibt da ein Problem, zwei Hunde,
bewachen sie.“,merkt‘ Luchs da an.

„ Ach, Luki, wer wird denn verzagen,
mein Plan recht ausgeklügelt ist!
Ihr lasst euch von den Hunden jagen,
derweil ich kriech durch’s Holzgerüst.

Und während ihr die Hunde lockt
weit weg vom Stall mit eurer Spur,
hab‘ ich die Hühner schnell gezockt,
die ich euch präsentiere pur.“

Gesagt, getan, es wollt‘ gelingen,
was Reinecke sich ausgedacht.
Doch konnt‘ er nur ein Huhn bezwingen,
der Bauer war erwacht vom Krach.

Er schoss auch gleich mit seiner Flinte.
Jedoch Fuchs mit der Beute floh,
die er für sich behielt; die Finte
machte die andern wohl nicht froh.

Nachdem er satt in seinem Bau
geschlafen und verbracht paar Tage,
besann er sich, was er genau
dem Luchs und Wolf nun werde sagen.

Mit leidender verstellter Miene
schlich hinkend er auf beide zu,
klagt‘ ächzend, wie es ihm jetzt schiene,
lass‘ ihm die Narbe keine Ruh‘.

Ein übler Streifschuss sei’s gewesen,
der Bauer habe abgedrückt,
nur langsam wollt‘ die Wund‘ genesen,
kein Beutefang sei ihm geglückt.

„ Mich quält der Hunger, nichts zu fressen,
ist mir in dieser Zeit geblieben.
Habt ihr vielleicht etwas zu essen
für euren kranken Freund, ihr Lieben?“

„Zwei leckre Mäuse, frisch gefangen,
wir geben dir von unsrem Mahl.
Du lässt uns demnächst was erlangen,
und teilst, was man gemeinsam stahl.“

„Ja, freilich doch, bei meiner Ehre!“,
schwor Reinecke dem Wolf und Luchs.
Jedoch für uns ist’s eine Lehre:
Sei auf der Hut vor List und Fuchs!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Der alte Wolf und der Fuchs

Den alten Wolf beäugte Fuchs,
hielt Ausschau auch nach Beute.
Ein Schäferhund von großem Wuchs
bewachte dort die Herde flugs,
ganz ohne Hundemeute.

Der Wolf fühlt‘ sich durch Hunger klamm.
Der Herde schnell entrissen
hätt‘ gar zu gerne er ein Lamm
und sann, wie er den Hund verdamm‘.
Da naht der Fuchs beflissen.

Er sprach: „ Mein Lieber, so allein
willst du ein Schaf hier jagen?
Der Wachhund beißt dich bös‘ ins Bein.
Lass‘ diesen Plan doch lieber sein,
sonst geht’s dir an den Kragen!

Ich weiß, es gibt hier in der Nähe
viele Gänse, unbewacht.
Ich fing jüngst dort mit meiner Fähe
fast ihrer fünfe, keine zähen;
ja, der Fang hat was gebracht!

Wenn du es willst, führ‘ ich dich hin;
gemeinsam lass uns jagen!
Hältst auf die Stalltür, bis ich bin
beim Federvieh, uns zum Gewinn.
Was ist, woll’n wir ’s nun wagen?“

Der Wolf, vom Hunger arg geplagt,
war leicht zu überrumpeln,
hatt‘ kaum, dass ihn der Fuchs gefragt,
mit ihm den Gänsefang gewagt.
Zum Stall sah man ihn humpeln.

Brav hielt er dort die Tür weit auf.
Die Gänseschar laut schnattert‘.
Der Fuchs schnappt‘ eine aus dem Hauf‘
und rannte weg in raschem Lauf,
Wolf stand stumm und verdattert.

Und schon ward’s nah im Hause hell.
Dann knallte eine Flinte.
Der Wolf nun hastet weg sehr schnell,
hört‘ Schüsse, hündisches Gebell,
erkannte Fuchses Finte.

Der wartete wohl nicht auf ihn,
tat bös ihn überlisten,
um ihm die Beute zu entzieh’n,
dieweil er musst‘ vor Hunden flieh’n,
sein Leben mager fristen.

Drum denke nach, wenn dir ein Fuchs
laut anpreist seinen Plan,
sonst wird dir nur was abgeluchst,
und dir bleibt schnöder Wahn!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Fuchs und Luchs am Buchsbaum

(eine Fabel in Limerick-Form)

Jan Rosti, ein ganz schlauer Fuchs,
einst wettete mit Eitel Luchs,
behauptet‘, sein Auge
als besseres tauge,
könnt‘ schätzen Blattanzahl des Buchs.

Dem Sieger gehöre die Gans,
die Eitel gefangen mit Glanz,
sie vereinbarten’s; Fuchs
zeigte listig den Buchs,
vollführte im Geist schon ’nen Tanz.

Er nannte als Zahl Zwanzigtausend.
Luchs zählte die Blätter, sich grausend.
Fuchs schlich ohne ein Wort
mit der Gans heimlich fort,
genüsslich die Beute dann schmausend.

Drum nimm dich vor Füchsen in Acht!
Sei da auch auf List stets bedacht!
Lass dich nicht verleiten,
in Wetten zu streiten,
sonst wirst du am Ende verlacht!

© Ingrid Herta Drewing

Der Fuchs und der Wolf

Ein alter Fuchs, der sehr gewitzt,
stahl eine Gans, war weggeflitzt,
weil Menschen ihn verfolgten, suchten,
ihn laut beschimpften und verfluchten.
„Wo kann ich mich denn nur verstecken,
damit sie mich nicht noch entdecken?“,
so fragte er sich, fand es schlimm,
er traf im Walde Isegrimm.

Der Wolf, der starrte auf die Beute,
die ja der Fuchs noch bei sich trug,
und dachte: “Ich bin stark und klug,
ich werd’ sie bringen meiner Meute.“
„Kannst du mir etwas geben ab,
ich werd ’s dir lohnen nicht zu knapp?“,
so bat er heuchelnd, brav den Fuchs.
Doch dieser aus dem Busche luchst’
und sagte: “Ja, du sollst was haben;
nur können wir uns erst dran laben,
wenn ganz gerupft das Federvieh.
Ruh’ dich nur aus, ich zupfe sie!“

Der Wolf, der keinen Argwohn hegte,
sich vor den Busch zur Ruhe legte.
Der Fuchs begann sein Federlesen,
warf vor den Wolf sie, man konnt’ lesen,
dass er die Gans gefressen hätte,
die Federn wählt’ zum Schlummerbette.
Der Fuchs entschwand schnell in sein Reich
und labte sich am Gänsefleisch.

Und bald kam der Verfolger Schar.
Als sie den Wolf so liegen sah,
da glaubten sie, er sei der Dieb,
verpassten ihm manch harten Hieb.
Der Wolf, der endlich konnte fliehen,
wollt’ gerne in den Kampf noch ziehen,
war wütend auf den Fuchs, den alten,
weil er zum Narren ihn gehalten.
Jedoch ihn schmerzten noch die Schläge,
drum ging er heim, um sich zu pflegen.

Ja, will man andre legen rein,
muss man wohl schlauer als sie sein.

Ingrid Herta Drewing