Gedicht

Nur Worte, die ihr leises Lied mir singen,
Verszeilen, die sich reimen, stimmig finden,
sich kreuzen, schweifen und umarmend binden,
in einer Strophe miteinander klingen;
und dennoch halten sie für kurze Zeit
die kleine Freude für den Tag bereit.

Mal kommen sie daher im grauen Kleide
und klagen, wüten, wollen sich verzehren,
vielleicht sogar satirisch noch belehren,
obwohl sie finden keine grüne Weide.
Und dennoch halten sie für kurze Zeit
dies‘ Hoffen auf Veränderung bereit.

Dann wieder strahlen sie in lichtem Glanze,
geraten ob der Schönheit fast ins Schwärmen,
wenn die Natur schenkt, was den Blick mag wärmen,
ihn einlädt mit dem Farbenrausch zum Tanze.
Und dennoch halten sie geraume Zeit
die Wehmut um Vergänglichkeit bereit.

Nur Worte, doch auch Hauch von meinem Leben,
das mit im Licht der Jahreszeiten schwingt
und schauend seine kleinen Weisen singt,
sich darf dem Lächeln zärtlich hier verweben.
So halten sie wohl noch in meiner Zeit,
dies kleine Glücksgefühl für mich bereit.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,2019

Verpasste Chance

Ein Senkel und ’ne Schnalle
noch waren unbeschuht,
und wie in solchem Falle
gut Ding mit Weile ruht.

Sie lagen in der Lade
dort beinander dicht,
doch Schnallen-Stolz, wie schade,
nahm wahr Schnürsenkel nicht.

Der Senkel sich bemühte
und sprach die Schnalle an,
lobte den Glanz, die Güte,
die sie erbringen kann.

Die Schnalle ignorierte
jedoch, was er gesagt,
was er da so vollführte,
hat gar nicht ihr behagt.

Doch als dann Opas Enkel
zum Schuhband ihn gewählt,
vermisste sie den Senkel,
der ihr nun täglich fehlt.

So vieles, was gewöhnlich
uns vor dem Auge steht,
trifft plötzlich uns persönlich,
wenn es für immer geht.

© Ingrid Herta Drewing,2018

Menschenersatz

Bequem erscheint die Automatenwelt,
erledigt Arbeit, spart so Zeit und Geld.
„Der Mensch wird frei gestellt“,
heißt es so schön.
„Wirst du erwerbslos, musst du seh’n,
was anderes zu finden!

Musst mit dem Fortschritt geh’n,
lässt sich nicht unterbinden!“

Die Fortschrittsgläubigkeit erzeugt Probleme,
beschert nicht allen nur das Angenehme.
Den einen wird gegeben,
den anderen genommen;
meist kann der Mehrwert nicht
zu allen Menschen kommen.
So werden auf der Welt im Hier und Heute
sehr viele Arme nur der Reichen Beute.

Ich frag‘ mich auch, ob da in all den Sachen,
in denen wir uns überflüssig machen,
es immer sinnvoll ist, zu delegieren,
anstatt, es selbst bewusst hier auszuführen.
Verantwortung des Handelns sieht wohl kaum
der Roboter, der dann beherrscht den Raum.
Auch schlimme Taten( wie durch Drohnen Tücke)
entziehen sich so leicht dem klaren Blicke.

„Ach was, denk mal an menschliches Versagen,
zu oft sind Unfälle und Tote zu beklagen!
So schnell und so exakt wie die Maschinen,
die Roboter, kann doch kein Mensch mehr dienen.“

Dass wir als Menschen nicht wie die Maschinen
nur funktionieren, ist des Lebens Gunst,
bei Unverhofftem lassen wir die Schienen
und finden neue Wege, das ist Kunst.

Ich mag sie nicht, die Welt, die starr und kalt
den Mensch dem Menschen nimmt im Fortschrittswahn,
wo uns, vernetzt im digitalen Wald,
auf Knopfdruck dann bewegt ein Robot-Clan.

Wir brauchen bald kaum noch die Arme, Beine,
und manche nutzen nicht mehr oft ihr Hirn.
Längst gibt es eine Welt medial für Kleine,
mit Geld und Macht lebt man auf andrem Stern.

Gäb’s endlich Fortschritt in der Empathie,
gerechtes Handeln, Frieden in der Welt,
dass man besieg‘ den Wahn, die Idiotie,
die uns entmenscht in Gier gefangen hält!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Innig

Da sprach nur das Fühlen,
nichts gab es zu sagen.
Unendlich schien Glück,
das Leben so rund.
Und fern war das Grübeln,
das Sorgen und Fragen!
Erfüllt jede Stund‘,
ließ ihr Lächeln zurück.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Echtes

Du weißt, der Glaube lässt sich nicht beweisen.
Nur wenn man glaubt,fühlt es sich richtig an;
man schickt die Seele andächtig auf Reisen,
wo sie des Lebens Ziel auch finden kann.

So scheint recht flüchtig auch dies‘ Liebessagen,
obwohl ein zärtlich‘ Wort gar traulich klingt,
uns inniglich und gut mag sehr behagen,
wenn es uns leicht erreicht,ins Herz eindringt.

Doch wahre Liebe wirkt in ihren Taten,
verantwortlich,verlässlich in der Treue,
in Zärtlichkeit zum Wohl des Andern raten
und so erzeigen Liebe stets aufs Neue.

Gefühle sind nur wirklich zu erfühlen,
wer sie beschreibt,der trifft sie meist‘ nicht echt;
er kann in Adjektiven schildern, wühlen,
nie wird er ihnen tatsächlich gerecht.

© Ingrid Herta Drewing

Spätsommer IV

Der Himmel blau, der Morgen kühl,
und Herbst steht vor den Toren.
Vorbei die Zeit, da es so schwül;
Jedoch des Sommers Wohlgefühl
ging uns noch nicht verloren.

Da blüht und duftet es im Garten,
wo in den Rosenhecken
vereinzelt Hagebutten warten,
hier rot den Feuertanz zu starten
in ihren Blattverstecken.

Noch schlafen fest im Stachelbett
die braunen Esskastanien;
kein Sturm sie wachgerüttelt hätt’.
Und auf Frau Sommers Fensterbrett,
da leuchten hell Geranien.

© Ingrid Herta Drewing

Zurückgezogen

Dass du noch lebst, lässt wirklich mich erstaunen.
Es schlägt dein Herz so langsam nur im Takt,
als folge es jetzt eines Traumes Laune
und wäre sanft in Watte eingepackt.

Als rührten hier nun alle Sensationen
dich nicht mehr; sanft in weichen Schnee gehüllt,
im Winterschlaf vermeidend die Aktionen,
dass nichts, wie sonst, vor Freude überquillt.

Doch du bist wach, nimmst diese Welt wohl wahr;
dein blauer Blick erschaut hier alles klar,
und dennoch wahrst du auch Distanz zum Leben.

In deiner Einsamkeit, die keiner sah,
bist du gedanklich aber vielem nah
und lächelnd auch bereit, dich hinzugeben.

Ingrid Herta Drewing

Im Gedächtnis

Vergänglich, auf des Tages Blatt geschrieben,
dem Schatten dieses Lebens auf der Spur,
ein stetes Kreisen, Sprechen, Schreiben, Üben
sind wir ja meistens Epigonen nur.

Wir nehmen unser Reden viel zu wichtig.
Das Wort wird uns zum Weihrauch, der gefällt,
und dennoch ist doch manches gar zu nichtig,
was uns beschäftigt und in Atem hält.

Von vielem, was gesagt im Sonnenlicht,
mag vielleicht bleiben nur ein zart‘ Gedicht,
das wer an einem Frühlingstag geschrieben,
erfüllt von reinem, grenzenlosem Lieben.

Denn Liebe, die in ihrem Wesen wahr’,
berührt , bewegt uns, wir erfühlen ’s klar.

Ingrid Herta Drewing

Danksagung

Ich danke dir, Gott,
hast mir Leben gegeben,
dazu das Bewusstsein.
Ich bin nicht allein.
Im irdischen Streben,
im liebenden Schweben
fühl’ ich dieses Glück,
als Mensch hier zu sein.

Denn wär’ ich ein Stein,
ich hätte kein Herz,
empfände kein Sein
und auch keinen Schmerz.
Zwar würd’ ich steinalt,
doch ohne zu leben,
was sollt’ mir das geben?
Wär’ arg hart und kalt,
würd’, ohne zu zittern,
ganz langsam
verwittern.

Ingrid Herta Drewing