Kamingeschichten

Das letzte Holzscheit glühte im Kamin
und wärmte uns, nicht ließ uns Kälte schaudern.
Gemütlich wars, die Zeit schien uns zu flieh’n,
wir saßen nah‘ beisammen, um zu plaudern.
Da ward geklönt von dunklen, alten Zeiten,
als noch der Aberglaube war im Schwang
und Geister konnten Wanderer falsch leiten,
wenn sie ihr Weg geführt am Moor entlang.

Von seinen Ahnen mochte wer erzählen,
denen ein Alp zur Nacht den Schlaf geraubt,
wenn er mit trüben Träumen konnte quälen,
so arg, dass sie es selbst ja kaum geglaubt.
Von Wundern, Prophezeiung war die Rede,
auch kannte wer sich gut in Sagen aus
und sprach von Raub und böser Ritter Fehde,
die Burgruine sei Gespensterhaus.

Da sei ein Bursche einstmals ohne Zaudern
zur Nacht begegnet einem weißen Geist
und habe dort, obwohl ihn plagte Schaudern,
das Wesen angesprochen, fragend dreist,
wo sich der Ritter goldner Schatz befinde,
ob’s wahr sei, was im Dorf gesprochen wird,
dass er vergraben sei dort bei der Linde
von einem Burgherrn, der als Geist hier irrt.
Er sei gekommen, wolle ihn erlösen,
er habe auch ein heilig Kreuz dabei,
damit errette er den einstmals bösen
von Gier gejagten Ritter, der dann frei.

Was dann genau er tat, ist unbekannt.
Man munkelt, er sei plötzlich reich geworden.
Jedoch kein schönes Leben er noch fand .
Ihn hätten in den Raunächten die Horden
geholt zu wildem Ritt in Sturm und Nacht;
es habe ihm das Geld kein Glück gebracht.
Und manchmal,wenn der Linde Blätter wehen
im Herbstwind, komm’s den Burgbesuchern vor,
als hörten sie dort eine Stimme flehen
und sagen:“ Ach, was war ich für ein Tor!“

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

Ewige Liebe

Inmitten einer saftig grünen Wiese
fließt frisch und klar ein Bach in schnellem Lauf;
man wähnt sich fast im Paradiese,
im Sommer duften Blumen hier zuhauf.

Doch dort ganz tief im hellen, kühlen Grunde
geht’s seltsam schaurig zu um Mitternacht;
die Geisterreiter, so erzählt die Kunde,
sie kämpfen hier in atemloser Schlacht.

Auf ihren Rossen, die mit ihnen starben,
sieht man sie glänzend weiß im Mondenschein;
ein junger Ritter trägt noch stolz die Farben,
gewidmet seinem Fräulein, schön und fein.

Auch sie ist schon vor langer Zeit verblichen,
doch manchmal, wenn der Nebel leise fällt,
sieht man sie kauernd ihre Tränen wischen;
sie trauernd ihrem Liebsten Treue hält.

Dann flüstert es am Bach, und Gräser singen
von einer großen Liebe tiefem Leid,
und es verstummt der scharfen Schwerter Klingen.
Er eilt zu ihr für eine kurze Zeit.

Am Tag verhallt der Liebe stumme Bitte,
und nichts mehr kündet von der Geister Zorn.
Nur eine lieblichzarte Margerite
wächst strahlend neben einem Rittersporn.

© Ingrid Herta Drewing