Sonntag

Im Osten blinzelt Sonne ins Gelände,
ein Sommertag erwacht mit blauem Blick.
Der Sonntag ruht noch sanft und hält die Hände,
die sonst geschäftigen,nun fromm zurück.

Vom Turm der Kirche läuten hell die Glocken,
und mancher Schläfer wünschte sie gern fern.
Doch Gläubigen gefällt’s; wie ein Frohlocken
der Engel, ruft es sie zum Haus des Herrn.

Ermuntert, in Bewegung jetzt geraten,
spaziert man durch den Park; des Sonntags Ruh‘
tut gut nach einer Woche Arbeit, Taten.
Man kommt zu sich und hört der Seele zu.

Und selbst dem Atheisten es beliebt,
dass es den siebten Tag, den Sonntag gibt.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Muße

Es spricht die Pflicht meist’: “Eile, eile!“
und treibt dich an zur Arbeitswut.
Jedoch die Seele sagt: “Verweile,
genieß’ den Augenblick, nur Mut!“

Was du vom Leben magst erwarten,
oft Wünsche nach dem fernen Stern;
der Duft, die Rose hier im Garten
wird dabei übersehen gern.

So vieles, was dich kann beglücken,
ist nahe liegend. Sei bereit,
das kleine Glück vom Strauch zu pflücken!
Die Muße schenkt dir Erntezeit.

© Ingrid Herta Drewing