Sommers Ende

Nun ist sie schon nach Süden weggeflogen,
die Mauerseglerschar in ihrer Pracht.
Der Abend scheint mir nicht mehr so gewogen;
mir fehlt ihr Schwirren vor Beginn der Nacht.

Ihr Wegflug weist schon auf des Sommers Ende,
obwohl er schwelend sich gefällt in Glut.
Die Frage, wer die Abschiedsbriefe sende,
verdrängt er lächelnd noch einstweilen gut.

Nach dem Kalender sind es noch vier Wochen,
die er mit Sonnenliedern für uns füllt.
Wir hoffen, dass er hält, was da versprochen,
bevor er sich in Reisekleidung hüllt.

So lasst uns denn das, was uns bleibt, besingen,
genießen jeden schönen, hellen Tag!
Wir selbst erschauen Glanz in allen Dingen,
verleihen ihm Bedeutung ohne Frag’.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstgefühl

Nicht nur der Abend zeigt sich nun recht kühl;
die Nacht im Sternenmantel blickt jetzt kalt.
Ein fahler Mond, die Bäume dort im Wald,
schon welkend, wecken erstes Herbstgefühl.

Jüngst flogen Mauersegler fort nach Süden.
Mit ihnen zog des Sommers leichtes Schwingen,
und unsre Träume, hellen Lichtes Singen
verstummen hier an Tagen, regenmüden.

Da wendest du dein Wirken mehr nach innen,
bereitest dir Geborgenheit im Nest,
erwartest noch des Herbstes Farben – Fest,
um so gestärkt dem Trübsinn zu entrinnen.

Und herrscht bald dichter Nebel, Blätter fallen,
schenkt dir die Phantasie doch goldne Hallen.

© Ingrid Herta Drewing,2014