Surreal

Frischer Fichten Nadeln fielen,
abgebrannter Kerzen Licht
strahlte auf die nassen Dielen,
die gut trocken aufgewischt .

Alte Kinder sangen Lieder,
standen stumm im Kreis herum,
und im Viereck halt es wider
ohne Echo rumm bumm bumm.

Fox, der Hund, der lautlos bellte,
saß hellwach am Baum und schlief,
während Maunz die Katze schellte,
und nichts sagend Hilfe rief.

Fern die Feuerwehr schon nahte,
setzte flugs das Haus in Brand,
grillte alles, auch Salate,
und was sich nicht dort befand.

Schrecklich war die schöne Feier
Hühner krähten, und ein Wolf
legte emsig faule Eier,
toter Hahn spielt‘ feurig Golf.

Laut erschallten stille Schreie,
Krieg rief „Frieden“ in die Welt,
Bitcoin ließ Papiergeld schneien,
reich war, wer sich arm gestellt.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Der Bär und der Wolf

Der Bär am Ufer, dort am Fluss
freut sehr sich auf des Lachs’ Genuss,
den er im Wasser flink gefangen,
bevor der konnte weg gelangen
schnell schwimmend da mit seinesgleichen,
um bald am Oberlauf zu laichen.

Da stört ihn plötzlich Ede Wolf
und fragt ihn: „Sag mir, spielst du Golf?
Ich lad’ dich ein zu Nobel Dachs,
wenn du mir gibst ein Stückchen Lachs.
Golf ist zurzeit die große Mode,
selbst König Löwe singt die Ode:
Wer vornehm ist, was auf sich hält,
spielt Golf, weil ihm das Spiel gefällt.“

„Was“, staunt der Bär, dem Wolf vertrauend
und kaum noch nach den Fischen schauend,
„ meinst du, ich könnt’ das wirklich lernen?
Ich müsst’ mich ja vom Fang entfernen.“
„ Klar“, sagt der Wolf, “ so elegant
wie dir das Fischen geht von Hand,
wirst du gleich erste Liga sein;
dein Handicap nimmt alle ein!“

Der Bär, der sich geschmeichelt fühlt,
auch innerlich recht aufgewühlt,
folgt nun dem Wolf zur fernen Wiese,
auf der sich Golf gut spielen ließe.
Und während sie sind auf dem Weg,
hat Wolfes Meute sich bewegt
und stiehlt des Bären guten Lachs.

Der Bär fragt Wolf:“ Wo bleibt denn Dachs?“
Wir sollten doch gemeinsam spielen“
„Warte ruhig hier und üb’ schön Zielen,
ich sehe nach, wo Dachs wohl bleibt!
Viel Spaß solang beim Zeitvertreib!“

Nachdem zwei Stunden sind vergangen,
und weder Dachs noch Wolf gekommen,
merkt Bär, man hat ihn hintergangen,
ihm alle Fische weggenommen.
Und er erkennt, dass Schmeichelei
ihn arg getäuscht, ihm Lehre sei:

Trau keinem, ganz gleich welcher Art,
der dir schmiert Honig um den Bart!

© Ingrid Herta Drewing