Hundefreuden

Flipp und Flapp, zwei kleine Hunde,
gehen Gassi, auf und ab,
schnüffeln munter in der Runde
alle Bäume gründlich ab.

Flipp ist schneller im Markieren.
Flapp bellt lauter als der Flipp,
und ihr Herrchen schikanieren
sie recht gern auf ihrem Tripp.

Ziehen zottelnd an der Leine,
kreuz und quer im Straßenlauf,
wickeln sie um seine Beine,
Herrchen, Achtung, pass doch auf!

Dieser ist noch reichlich müde,
es war spät wohl gestern Nacht.
Schwupp, da springt zur Seit’ der Rüde,
Stolperstein, schon hat’s gekracht.

Auf der schneebedeckten Straße,
an der Leine ausgerutscht,
liegt das Herrchen auf der Nase.
„Flipp“, sagt Flapp,“ das hat geflutscht!“

Um das Herrchen zu versöhnen,
wird die Zeitung apportiert.
Flapp schaut treu, Flipp fiebst in Tönen,
Nachbar Hans ist indigniert.

Schimpft:“Herr Schnauz, das sag’ ich Ihnen,
diese Zeitung gehört mir,
Ihre Hunde holen Ihnen
stets das Blatt von meiner Tür!“

Herrchen, kleinlaut, schaut betreten,
bittet höflich um Pardon.
Hundehalter, nun in Nöten,
geht mit Flipp und Flapp davon.

© Text : Ingrid Herta Drewing, 2010

© Bild: Ingmar Drewing, 2018

Surreal

Frischer Fichten Nadeln fielen,
abgebrannter Kerzen Licht
strahlte auf die nassen Dielen,
die gut trocken aufgewischt .

Alte Kinder sangen Lieder,
standen stumm im Kreis herum,
und im Viereck halt es wider
ohne Echo rumm bumm bumm.

Fox, der Hund, der lautlos bellte,
saß hellwach am Baum und schlief,
während Maunz die Katze schellte,
und nichts sagend Hilfe rief.

Fern die Feuerwehr schon nahte,
setzte flugs das Haus in Brand,
grillte alles, auch Salate,
und was sich nicht dort befand.

Schrecklich war die schöne Feier
Hühner krähten, und ein Wolf
legte emsig faule Eier,
toter Hahn spielt‘ feurig Golf.

Laut erschallten stille Schreie,
Krieg rief „Frieden“ in die Welt,
Bitcoin ließ Papiergeld schneien,
reich war, wer sich arm gestellt.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Ernst Lustig

Auch Bruder Lustig, wer wird‘ s meinen,
wenn ihn der Witz nicht mehr besticht,
begegnet mürrisch oft den Seinen
und nimmt sie ernsthaft in die Pflicht.

Da wird nicht mehr gelacht, gelächelt,
denn Ernst ganz den Humor verdrängt,
sogar der Hofhund müde hechelt,
weil man ihn in den Zwinger zwängt.

Nur Maunz, die Katze, sehr geschmeidig,
sucht sich ihr eigenes Revier,
und denkt bei sich: „ Den Burschen meid‘ ich,
so lang es nicht mehr lustig hier!“

© Ingrid Herta Drewing,2017

Im Nebel

Im dichten Nebel wirkt die Landschaft matt.
Kaum lassen da Konturen noch erahnen,
dass es sie gibt, dort hinterm Grau, die Stadt.
Kein Wind bewegt die schlaffe Wetterfahne.

Es bellt kein Hund, sogar die Krähe schweigt;
gedämpft sind meine Schritte, eine Stille,
die feindlich fast in meine Ohren steigt.
Ich wische mir die Feuchte von der Brille.

Die Bäume, ihres Laubes ganz beraubt,
sie wirken im Spalier wie Spukgespenster.
Da, endlich leuchten schwach des Hauses Fenster,
und Leben grüßt, das ich schon fern geglaubt!

Ein Mensch hat sich hier Wärme, Licht entfacht,
trotzt so dem Nebel und der langen Nacht.

© Ingrid Herta Drewing

Stups

Stups,Vagabund,ein kleiner Hund,
sprang auf der Wiese Trampolin.
Und Barbie sah’s, bestaunt den Fund,
konnt‘ flugs mit ihm nach Haus entfliehn.

Sie wusch den armen Stups mit Seife,
tat häkeln ihm ein lila Kleid,
verzierte es mit rosa Schleife,
zu teilen ihre Eitelkeit.

Doch Stups, der laut nach Freiheit fiepte,
entwich ihr, als er unbewacht,
genießt nun’s Leben, das er liebte,
und nimmt vor Barbies sich in Acht.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Mein Hund

Ich hatte, als ich Kind war, einen Dackel.
Recht eigenwillig war der kleine Hund,
wenn er was wollte, gab es kein Gefackel,
und manches Mal trieb er es all zu bunt.

Mein Dackelchen, das hatte lange Haare
und treue Mandelaugen, dunkelbraun.
Es grenzte schon ans Wunderbare,
was er erreichte durch sein liebes Schauen.

Wir beide tollten munter durch die Wälder
und durch die Wiesen, viele Jahre lang,
vorbei an Gärten, über Stoppelfelder.
Mit meinem Dackel war mir niemals bang.

Denn er war treu, wich mir nicht von der Seite;
und als ich einmal viele Tage krank,
saß er am Bett und suchte nicht das Weite,
sah mich lieb an, als gelte mir sei Dank.

Und als ihn, hoch betagt, der Tod genommen,
verschwamm in Tränen meiner Kindheit Licht.
Mein treuer Hund würd’ nie mehr zu mir kommen.
Ich sollte tapfer sein, doch konnt’ ich’s nicht.

Ingrid Herta Drewing