Japans Leid

Wird dieses Leid denn wirklich niemals enden?
Wann kommen Erde und der Mensch zur Ruh?
Wann darf man wieder mit den eignen Händen
das halten, was jetzt ward zerstört im Nu?

Ach endeten doch bald auch Furcht und Not,
all dieses unheilvolle, dunkle Drängen,
das stets begleitet wird von nahem Tod,
die Strahlgefahr des Gaus mit ihren Zwängen!

Ja, Nippon weint. Die vielen stummen Tränen,
sie rinnen tief hinein ins stolze Herz;
und dennoch wahrt man Haltung, manche wähnen,
dass man zerbrechen müsst’ an solchem Schmerz.

Herr, Gott, wir bitten, sorge für die Rettung
und halte dort der Erde Beben an
damit auch die verheerende Verkettung
Tsunami, Gau nicht noch mehr schaden kann!

Ingrid Herta Drewing

Schneefall

Es fällt der Schnee, er fällt
und deckt, als kühles Leichentuch,
dies’ arg zerstörte Land nun zu.
Getötet, wütend, hat im Nu
des grässlichen Tsunamis Fluch,
und noch bebt Japans Welt.

Erneut schnürt Tod den Schuh.
Fukushiama stellt
ins Licht der Kernkraftwerke Ruch.
Es hat die Menschen heimgesucht
des Todes strahlender Bijou.
Jod, Cäsium, Strontium hält
in Atem, unsichtbar, die Welt.

Und Schnee, unschuldig weiß,
er fällt und fällt.

Ingrid Herta Drewing