Frühsommertage

Es schreiten die Junitage
jetzt freudig im blauen Gewand,
als habe die Lustansage
der Sonne die Schatten gebannt.

Der Wald grüßt in lindem Grünen.
Die Wiese, ein wogendes Feld,
beherbergt blühende Bühnen,
von Klatschmohnfeuern erhellt.

Auch Frühlingsvögel noch singen,
die Brut wird jetzt flügge und lebt,
darf sich in die Lüfte schwingen,
wo sie hier nun himmelhoch schwebt.

Es glänzen die klaren Tage,
beglücken mit wachsendem Licht,
bis an Johannis die Sage
von Schwinden und Sonnwende spricht.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Mai

Der Mai zeigt sich als kecker Wicht,
sprüht frech mit frischem Regen.
Die Bäume duscht er im Gesicht,
zupft Blüten ab verwegen.

Doch hat er prächtig über Nacht
als Gärtner großer Güte
den grünen Glanz hervorgebracht
aus seiner Wundertüte.

Die Erde blütenreich geschmückt,
den Brautstrauß lieb gebunden.
Das Vogelvolk im Nestbauglück
hat singend sich gefunden.

Wir Menschen fühlen, leicht und frei,
auch uns lacht jetzt das Leben;
trotz Krise, Sorgeneinerlei
woll’n wir nur vorwärts streben.

© Ingrid Herta Drewing

Grauer Tag

Heut’ ist der Himmel mäusegrau,
von Wolken dicht verhangen;
ein böig’, kalter Wind lässt rau
selbst Wetterhexen bangen.

Kein Sonnenzauber wärmt das Land,
der Bäume Blüten stehen
verlassen; Frühlings helles Pfand
wird bald im Sturme wehen.

Die jungen Finken, kaum geschlüpft,
in ihrem Neste gieren.
Die Fittiche ganz weich gelüpft,
schützt Mutter vorm Erfrieren.

Nach Sonne sehnt sich alles nun,
und auch die Bienengilde
würd’ tanzen gern in Pollenschuh’n
in warmer Frühlingsmilde.

© Ingrid Herta Drewing,2015