Sommerrolle

Der Herbst souffliert der Landschaft wohl den Text.
Sie spielt die Sommerrolle hier beklommen;
an manchen Tagen, neblig, grau, verschwommen,
erscheint ihr fast das Bühnenbild verhext.

Sie müht sich tapfer, weiß der Vorhang fällt
noch nicht so bald; so gilt es, gut zu spielen.
Das Publikum, dem sonst das Stück gefällt,
sieht sie jedoch als Ahnungslose schielen.

Wie kann sie nur des Sommers Part vergessen?
Er lautet: Himmel blau und Sonnenschein.
Dies liegt zwar auch im herbstlichen Ermessen,
doch viel mehr Wärme und Gefühl muss sein.

Ich hoff’, ihr Schwächeln wird vorüber gehen,
sodass wir sie hier noch brillieren sehen.

© Ingrid Herta Drewing

Appell

Winter, solltest dich jetzt trollen!
Auch dein Schnee ist obsolet.
Wolltest wochenlang nur schmollen,
nun bist du doch viel zu spät.

In dein Nordpol-Haus magst ziehen,
darfst die Bären dort erfreuen.
Hier, fast Mai, lass‘ dein Bemühen,
uns mit Kälte zu betreuen.

Kannst mit Hagel, Flocken-Tänzen
uns wohl kaum mehr imponieren.
Da des Frühlings Blüten glänzen,
wollen wir die Wärme spüren!

© Ingrid Herta Drewing,2016