Paar im Paarreim nicht daheim

Annelieses Analyse
bringt zum Rauchen seine Düse,
da sie, arrogant mitunter,
ihn zerrupft und bös putzt runter.

Ihre Worte, so wie diese,
lähmen seine Zirbeldrüse
so mag ihn der Schlaf nun flieh’n,
denn ihm fehlt Melatonin.

Drum geht er nun nächtens fremd,
lockert alles, was sonst klemmt.
Lässt sich nicht von ihr brüskieren,
meint, er hab‘ nichts zu verlieren.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Feigenblatt-Tage

Rosennacht Kopie

Der Tag des Kindes, Tag des Kusses,
der Tag der Arbeit, Muttertag
birgt oft den Anlass des Verdrusses
für den, der solchen Schein nicht mag.

Was man im Jahr zu wenig schätzt,
wird einmal kurz ins Bild gehoben
und wiederum in Schlaf versetzt,
Dornröschens Fluch, nur mild verwoben.

Genötigt fühlen sich da viele:
„Oh, Gott, es ist ja Muttertag!
Noch schnell paar Blümchen für Cäcilie,
weil sie uns heut’ erwarten mag!“

Kurz der Besuch bei den Senioren.
Das Heim wird heut’ zum Blumenhaus;
doch manche Mutter schaut verloren
dort aus dem kleinen Fenster raus.

Wir haben uns so eingerichtet,
dass uns die Zeit zu lieben fehlt,
gehetzt, verplant; so wird vernichtet,
was wesentlich zum Menschsein zählt.

© Text: Ingrid Herta Drewing
© Foto: Maike Drewing

Austauschbar

Ach, austauschbar, wie aus der Welt der Dinge
ist wohl so manchem heut’ der Mensch geworden;
verbunden nur noch mit des Fetischs Schlinge,
Erinnerungen, die die Liebe morden.

Verplant, verdingt, wird keine Zukunft lächeln,
denn todesstarr ist schon die Gegenwart
verurteilt, in den matten Tag zu röcheln.
Es grüßt die dumpfe List, spitzt auf den Start,

wenn man sich nüchtern neuer Eh’ verschrieben
und glaubt, das Leben in sich wach zu halten,
indem man fern von Freude, wahrem Lieben
noch tröge aufbewahrt des Wahns Gestalten.

© Ingrid Herta Drewing

(Kommentargedicht zu René Oberholzers Gedicht „ Leihgabe“)

Alibi-Tage

Der Tag des Kindes, Tag des Kusses,
der Tag der Arbeit, Muttertag
birgt oft den Anlass des Verdrusses
für den, der Alibis nicht mag.

Was man im Jahr zu wenig schätzt,
wird einmal kurz ins Bild gehoben
und wiederum in Schlaf versetzt,
Dornröschens Fluch, nur mild verwoben.

Genötigt fühlen sich da viele:
„Oh, Gott, es ist ja Muttertag!
Noch schnell paar Blümchen für Cäcilie,
weil sie uns heut’ erwarten mag!“

Kurz der Besuch bei den Senioren.
Das Heim wird heut’ zum Blumenhaus;
doch manche Mutter schaut verloren
dort aus dem kleinen Fenster raus.

Wir haben uns so eingerichtet,
dass uns die Zeit zu lieben fehlt,
gehetzt, verplant; so wird vernichtet,
was wesentlich zum Menschsein zählt.

© Ingrid Herta Drewing