Brunnen-Idyll

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Wo die grünen Wasser wispern
in der Sonne heißem Schein,
bläht ein Pferd weit seine Nüstern,
still vergnügt bei nassem Spei’n.

Und ein Löwe fletscht die Zähne,
zeigt sich kühn in Marmorstein,
trägt gar prächtig seine Mähne
reiht sich in den Nischen ein.

Auch dabei bei diesem Spritzen
ist ein weißer Elefant.
Man sieht ihn fast lächelnd sitzen,
zeigt den Rüssel elegant.

Nashorn, Hirsch, ein Tiger, Bär
mischen mit in diesem Reigen,
so, als ob ’s ein Leichtes wär‘
Wasser sich im Bogen neigen.

Unaufhörlich, kühlen Regen
senden sie in Brunnens Flut.
Schenken Frische, uns zum Segen
in der Mittagshitze Glut.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing, 2018

Friedenstraum

Ich träumte heut’ von einem Garten,
der duftend, reich in Blüte stand,
als habe segnend Gottes Hand,
entgegen allem langen Warten,
uns schon das Paradies gesandt.

Ich blieb dort, schaute und erkannte,
dass dieser Hort war unsre Erde,
sah Löwen liegen, Huftierherden,
die arglos in der Nähe standen,
nicht fürchtend Leid, noch sonst Beschwerden.

Da fragte mein Verstand vermessen:
Was soll das sein, ein Erdenbild?
Hier geht es sonst doch zu so wild:
Ein jeder frisst und wird gefressen.
Was schützt hier wen? Wo ist der Schild?

Ja, Illusionen malen Frieden
so rosafarben an die Wand.
Erwacht, wir suchen nach dem Land,
wo niemand Angst hat, wird gemieden,
und Lieben gilt als Unterpfand.

© Ingrid Herta Drewing