Mai in Wiesbaden

Der Mai ist da, es duften seine Glöckchen
zart, wo die Bäume ihnen Schatten spenden;
und auf den Wiesen wollen Wollgrasflöckchen
Frühsommergrüße an den Frühling senden.

So warm, wie jetzt der Mai den Tag empfängt,
fühlt man sich fast in südlichen Gefilden,
des Mittags von der Sonne heiß bedrängt,
verwöhnt von einem Abend, der sehr milde.

Nun geht man leicht gekleidet gern spazieren,
in Park und Wald lockt frisches Maiengrün.
Und mancher mag auch auf der Rue flanieren,
zur Festspiel-Oper freudig hin dann ziehn.
.
Jetzt fühlen wir die Leichtigkeit, zu sein.
Die schöne Welt lädt uns hell blühend ein.

© Ingrid Herta Drewing

Mairegen

Noch bringt der Wonnemonat Mai
uns nur ein graues Einerlei
aus seiner Wetterküche.

Mir scheint es, dass er heuer will
die Rollen tauschen mit April.
Der schenkte Wohlgerüche,
war meistens trocken, sonnig klar
und spielte frühen Sommer gar.

Der Mai sorgt zügig nun für Regen,
auf dass der Pflanzen grüner Segen
ihm nicht verloren sei.

Zwar stehen da mit nassen Röckchen
hier seine weißen, zarten Glöckchen,
sehnen die Sonn‘ herbei;
doch duften sie so lieblich süß
in Frühlings Blumenparadies.

© Ingrid Herta Drewing,2014