Beim Anblick der Rosen
Es glühen hier im Abendrot die Rosen,
als sähen sie schon ihren Abschied nah’n.
Im letzten Licht dies zärtliche Liebkosen
und Duften wie im Goldsamt die Mimosen,
die wir im Lenz in neuem Leben sah’n.
Doch webt sich Wehmut mir ins traute Bild,
dies Wissen, dass nichts stetig darf bestehen.
Nicht nur das Hässliche, das grausam wild,
nein auch das Liebe, das in Wärme mild,
es muss trotz seiner Schönheit still vergehen.
„Memento mori!“ sagten einst die alten,
bekannten Dichter des Barock, die Weisen.
Auch ich, die doch verschont von schlimmem Walten,
weiß, dass uns nichts bleibt dauerhaft erhalten.
Drum will ich dennoch Schönes, Liebes preisen,
erleben, was beglückt auf dieser Erde,
bevor auch ich dann abberufen werde.
© Bild u. Text: Ingrid Herta Drewing