Da bat mich doch ein Weihnachtswichtel
um Mitternacht mit viel Bedacht:
„Ach bitte, schreib mir ein Gedichtel,
so eines, das mir Freude macht!“
Ich war erstaunt, konnt‘ gar nichts sagen,
doch er hat weiter insistiert
und klagt‘, sie seien schon seit Tagen
von unsren Bräuchen sehr frustriert.
Was sie für manche Kinderzimmer
gebastelt übers Jahr so fein,
gefalle Buben, Mädchen nimmer,
es müsse was Modernes sein.
Computerspiele, Smartphone-Handy
von Apfel aus den USA,
das sei heut bei den Kindern trendy,
kaum Spielzeug, Werk der Wichtel Schar.
Kein heimeliges Festtags-Freuen
wie früher in Bescheidenheit,
man fröne dem Konsum, dem neuen,
der ganzjährig bestimm‘ die Zeit.
Zwar gebe es noch Rituale,
den Tannenkranz und die vier Kerzen,
auch Märchenfilme, Plätzchen-Schale
und Lieder viel, die geh’n zu Herzen.
Jedoch verliere sich im Trubel
von Vorweihnachts-Geschäftigkeit
der Anlass für den wahren Jubel,
der überdauert alle Zeit.
Was sollt‘ ich ihm zum Troste sagen,
ihn muntern auf durch ein Gedicht?
Es ging mir nah des Wichtes Klagen,
denn es war wohl wahr sein Bericht.
So schrieb ich ihm ein kleines Lied,
verbrämte gar des Winters Spur
und sang, romantisch im Gemüt,
von Schnee und Zauber der Natur.
© Foto u.Gedicht: Ingrid Herta Drewing