Nichts
Nichts setzt voraus, dass etwas ist,
sonst wär‘ der Mangel nicht zu spüren;
auch könnte sich das Ich nicht küren,
das sich bewusst am Nicht-Ich misst.
Da würde wohl nichts was vernichten,
was einerseits willkommen wär‘
bei etwas, das wir lieben sehr,
auf Böses möcht‘ man gern verzichten.
So prägt das Nichts den Gegensatz,
stellt Sein und Nicht-Sein in die Frage,
wie Dunkelheit und Licht der Tage
in unsrem Leben finden Platz.
Anmerkung:
Im Althochdeutschen ist zu lesen,
dass „niowiht“ nennt „ohne Wesen“.
Es gibt nicht mal den kleinsten Wicht,
als sei, was nicht lebendig, nichts.
© Text: Ingrid Herta Drewing
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