Goldener Oktober

Verhüllt von Nebel die Konturen,
in stummem Schlaf die Landschaft liegt,
wo, flüsternd über feuchten Fluren,
das Licht getrübt im Grau versiegt.

Die Sonne kann nur kraftlos scheinen.
Jedoch am Mittag gilt Gewinn,
wenn sich die Strahlen hell vereinen
und raffen Nebels Macht dahin.

Dann schimmert Blattgold in den Zweigen,
es leuchtet rot der Amberbaum,
und zärtlich tanzt im Blätterreigen
der Herbst, entführt in sanften Traum.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Am Warmen Damm,
„Spielende Hengste“,1963, Bronze v. Gerhard Marcks

Herbstlicht

Oktober, die goldenen Horden,
ein Leuchten in Garten und Wald.
Noch schlafen die Stürme im Norden,
und mittags schenkt Sonne Gestalt.

Da stehen die sonnigen Blumen
hier hell vor dem Hause Spalier,
im Lichte der wärmenden Muhme
dies’ Lächeln der blühenden Zier.

Das Blattgold, geherzt in den Linden
und Birken, ein seidener Hauch,
sich lösend nach sanftem Entbinden
darf schweben von Bäumen und Strauch.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing
Wiesbaden, Am Warmen Damm, Gingko

Oktobertag

Nebelschleier leichthin schweben
und verhüllen See und Baum.
Noch sieht man Konturen kaum,
bis die Sonne weckt das Leben
aus des müden Morgens Traum.

Hell lässt sie die Landschaft leuchten,
schenkt ihr warm gedämpftes Licht.
Und wir leisten gern Verzicht
auf das Grau; die regenfeuchten
Wolken wollen wir nun nicht.

Golden mögen wir Oktober,
wenn mit schöner Farben Pracht
Herbst bemalt die Blätter sacht.
Ahorn-Bäume in Zinnober,
Birken, seidig gelb bedacht.

Und zum Abschied dieses Glänzen,
noch bevor die Nacht uns droht,
Sonnenglut am Himmel loht,
untergehend mag kredenzen
warmes Fluten, Abendrot.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Michi-Murks

Maff murzelt Michi, plaff ploppt Plag,

Blinkwicken wurzeln Weben.

Top Tatzelwurm bekliffter Tag,

drohdunkel mallernd Michi mag

Mond murksend manch Maß heben.

© Ingrid Herta Drewing, 05.10.19

Sommer im Herbst

Es spielt der Herbst jetzt schon mit Malerfarben,
obwohl der Sommer noch nicht weichen will,
durch Trockenheit so mancher Baum muss darben,
sein Laub, das welkte, hängt dort fahl und still.

Noch fehlt der Landschaft der ersehnte Regen.
Wer hätte im Oktober einst geglaubt,
sich in so warmer Umwelt zu bewegen,
dass Sommer währt, als sei er festgeschraubt?

Wenn alle Tage jetzt so sonnig bleiben,
wär’s gut, wenn’s täglich regnete bei Nacht,
sonst müsste man in die Annalen schreiben,
dass Wassernotstand uns zu schaffen macht.

Gemäßigt sollte unser Klima sein,
denn ohne Regen kann hier nichts gedeih’n.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018
Foto Talsperre Edersee / Hessenschau

Septembertristesse

Version 3

Ein kühler Wind greift harsch in meine Haare,
kein Indian Summer die Gefilde säumt.
Der Regen rinnt, als ob er offenbare,
dass die Natur von Herbst und Welken träumt.

Jedoch gefallen sich in feuchtem Grünen,
die Büsche, Bäume hier in Park und Wald,
als weile Sommer noch auf ihren Bühnen,
nur zeige sich zum Abschied nass und kalt.

Die grauen Tage früh ins Dunkel fließen,
die Amsel stumm, sogar die Krähe schweigt.
Doch Herbstzeitlosen auf den Wiesen sprießen,
ein zart Geschenk, das der September zeigt.

Auch bleibt die Hoffnung, dass uns bald Oktober
erfreuen wird mit Farben, Gold, Zinnober.

© Foto und Text / Ingrid Herta Drewing

Herbststimmung

Im Tau des Morgens grüßen Herbstzeitlosen.
Es lockt im Grün die lila Zartgestalt
fast frühlingshaft zur Lichtung hier im Wald,
als wollten sie wie Krokus Lenz jetzt kosen.

Noch lässt Natur hier ihre Schönheit sehen,
der Buchen, Birken Laub, ein Blattgoldtraum,
nuancenreich ziert Rot den Amberbaum,
und seine Sternenblätter leuchtend wehen.

Wie bald wird alles wild im Sturme tanzen,
was jetzt fast zärtlich hin zur Erde schwebt!
Wo hell die Sonne nun noch wärmt, belebt,
dort werden Frost und Nebel Raureif pflanzen!

Obwohl du’s kennst, das Lied der Jahreszeit,
denkst du mit Wehmut an Vergänglichkeit.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Herbsttag

Der Herbstwind aus Nordost ist kühl zugegen,
doch Himmelblau beherrscht den klaren Tag.
Es tanzen bunte Blätter auf den Wegen
im Wirbelwind, der ihre Farben mag.

Im Sonnenlicht, das hell im Mittag steht,
heg ich des Gartens letzte Blütenträume,
bevor der Astern Sternenlächeln geht
und Regen peitscht die Blätter von den Bäumen.

Noch reicht Oktober uns die goldnen Hände,
bevor Novembernebel nah uns graut.
Ein Lebenszyklus nimmt ganz sanft sein Ende.
Im Spiegelbild der Mensch sein Leben schaut.

© Ingrid Herta Drewing

Oktobergrau

Des Regentages feucht Gesicht
begegnet mir mit matten Blicken,
wo gestern, leuchtend noch im Licht,
der Herbst mit seinem Farbgedicht
mir Sinn und Seele konnt‘ beglücken.

Tief Katrin über Land spaziert,
hat mit Oktober angebandelt,
sein warmes Gold rasch konfisziert
und uns schon stürmisch vorgeführt,
wie schnell sich Hell in Dunkel wandelt.

Ich hoffe, dass nur kurze Zeit
der Herbst wird dulden die Chimäre,
damit von tristem Grau befreit
Natur in farbenfrohem Kleid
beende strahlend die Affäre!

© Ingrid Herta Drewing,2014