Herbststurm

Der Herbst zieht stürmisch über Meer und Land;
er rüttelt Bäume, und die Früchte fallen.
Als seien Nüsse, Esskastanien für ihn Tand,
lässt er sie achtlos auf den Boden knallen.

Auch wütet er, scheut selbst nicht den Orkan,
reißt mit ihm Bäume aus, sodass sie stürzen
auf Straßen und aufs Schienennetz der Bahn,
ist nicht bemüht, die Fahrzeit zu verkürzen.

Da bleibt, wer kann, zum Schutz recht gern zu Haus
geborgen, hört das Toben, Regen klatschen,
um dann, wenn Ruhe herrscht nach diesem Graus,
zur Inspektion dort durch den Matsch zu patschen.

Die Dächer ganz, und auch die alte Linde
steht unversehrt am angestammten Platz.
Die Keller nicht geflutet, und wir finden:
Schutzengel hüteten uns vor der Hatz.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

Unwetter-Sommer

Des Himmels Blau nur kurz vergönnt,
im Hitzeheiß verloren.
Das Hoch hat sich recht schnell getrennt,
und nun ein Tief das andre nennt,
Gewitter eingeschworen.

Der Hagel prasselt, Regen rauscht,
aus Wolken brechen Güsse.
Was sonst so gluckernd hell geplauscht,
nun braust, wild strömt, die Rolle tauscht,
aus Bächen werden Flüsse.

Das stürzt, sucht brechend seine Bahn,
reißt mit;nicht Wehr, noch Stege
hier halten auf, was schnell mag nah’n.
Die Straße frönt dem Wasserwahn,
geflutet ihre Wege.

Das rast als schlammig‘ Element
im Strudel schnell und schneller,
steigt meterhoch, verdreckt und kennt
kaum Schranken, wenn es wirbelt, rennt,
bricht ein in Läden, Keller.

Der Mensch ermisst, nun bös erwacht,
dass der Natur Gewalten
ihn hier, obwohl er mit Bedacht
so vieles regelt, nimmt in Acht,
mit Macht in Atem halten.

© Ingrid Herta Drewing,2016