Milder Januarbeginn

Es regnet aus dem Grau auf Tannenspitzen.
Der Wald grüßt grün, verschmäht das Bild in Weiß,
Er, den der Sommer trocken, heiß ließ schwitzen,
genießt nun hier das Nass, statt Schnee und Eis.

Die Meisen, die am Vogelhaus dort stieben,
sie stört gewiss des Winters Milde nicht,
sie finden Körner, Futter nach Belieben,
und Nieselregen lässt noch klare Sicht.

Fast frühlingshaft erscheint mir die Kulisse,
zumal verfrüht des Kirschbaums Knospe blüht.
Doch als nicht jahreszeitgemäß wirft sie gewisse
besorgte Fragen auf, trübt mein Gemüt.

Im Süden weilt der Winter unverhohlen,
Kontrast, des Klimawandels Kapriolen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Winterlandschaft

Des Morgens winterblasse Sonne
schlägt müde ihre Augen auf.
Ihr Licht, im Wolkendunst zerronnen,
bestimmt nur matt des Tages Lauf.

Es liegt so still das Land, die Weite,
sie dehnt sich aus, es hat der Schnee
sein weißes Tuch sanft ausgebreitet,
verwischt die Grenzen,Land und See.

Und auf der Eiche thront ein Rabe,
im schwarzen Frack ein Farbkontrast,
sitzt stoisch dort, als ob er habe
sich längst befreit von aller Last.

© Ingrid Herta Drewing