Leben

Säumen, träumen will mein Leben,
das den späten Sommer mag,
Schwalben gleich im Lichte schweben,
in der Milde sich verweben,
räumen, was sonst führt zur Plag‘.

Schwingen, klingen soll mein Leben
neu mir wieder Tag für Tag,
will, was uns so reich gegeben
durch Natur, hier nah erleben,
singen hell im Rosenhag.

Schauen, trauen allem Schönen,
das die kleine Welt erfüllt,
statt des Argwohns sei Versöhnen,
das in seinen sanften Tönen
bauen darf, was Frieden gilt.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Abschiedsgeschenk

Herbstsee,2014

Es malt der Herbst so farbentrunken
und wirkt dies opulente Bild
des Lebens, das nach grauem Unken
des Nebels, dessen Kraft gesunken,
im Sonnenlicht den Tag erfüllt.

Dies Spiel der Farben, Augenweide,
ein himmlisch‘ Blau blickt aus dem See,
und kräuselt Wind ihn, blinkt Geschmeide,
dort wo sonst übers Haar der Weide
den Schleier wirft die Nebelfee.

Ich schau beglückt, berauscht von Tönen
der Farben, deren warme Glut
Vergänglichkeit scheint zu verhöhnen,
hell leuchtend hier mit allem Schönen,
was die Natur verschenkt so gut.

Da liegt im Abschied schon Beginnen,
die Wiederkehr, und sei’s noch weit,
wird doch in Frühlings zartem Sinnen
erneut das Leben licht gewinnen,
und Winter weicht der neuen Zeit.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

Erinnerungen

Und wenn aus jenen fernen Nächten
die Sterne, die so groß an Zahl,
mir diese Stunden wieder brächten,
die nur erträumten und die echten,
die süßen Stimmen allzumal;
ich weiß nicht, ob sie mir auch heute
so wohlig klängen im Gemüt;
in frisch erwachter, neuer Freude
ein alt vertrautes Liebeslied?

Das,was gewesen, liegt im Schreine,
Erinnerungen, sanftes Gold,
doch es erglänzt in hellem Scheine,
vergessen Last,es zählt alleine
was schön erlebt und lächelt hold.
Obwohl dies‘ alles längst gebunden
in hartem Schluss, Vergangenheit,
hat es sich heimlich eingefunden
und gibt der Gegenwart Geleit.

© Ingrid Herta Drewing

Lob der Lyrik

Oh doch, du solltest singen, Kind!
Prosaisch graut zu oft das Leben,
in das wir hier gegeben sind.
Drum singe fröhlich, laut und lind,
lass glockenhell die Klänge schweben!

Fatal, zu glauben, Formen hätten
ihr klares Spiel in unsrer Zeit
verwirkt, weil sie des Menschen Stätte
in heile Bilder fälschlich retten,
wozu real sei nichts bereit.

Lass uns doch auch das Schöne sehen!
Dies’ Leben, Lobgesang im Licht,
lehrt die Natur uns zu verstehen;
sie liebt ’s gestaltend aufzugehen;
vielfältig schreibt sie ihr Gedicht.

Sie kennt der Rhythmen Macht, die Klänge,
verleiht dem Chaos noch Struktur.
Mit Phantasie sprengt sie die Enge,
verwechselt Formen nicht mit Zwängen
und folgt des Lebens lichter Spur.

So schenk’ dein Lied in Sinn und Sage,
in Bildern, Versen, Melodien,
das Schöne auch, nicht nur die Frage,
das Suchen, Streiten oder Klagen.
Ein Fundament sei ’s, das uns trage
auch in ein Reich der Harmonie.

© Ingrid Herta Drewing