Herbstvorahnung

Ich weiß nicht, war ’s ein Storch, ein Silberreiher,
der einsam flog am Himmel hoch dahin?
Zielstrebig zog er weiter, fern dem Weiher.
Gleich einem Kranich – kam ’s mir in den Sinn.

Vielleicht treibt ’s ihn als Vorhut in den Süden,
da nun die Nächte hier doch werden kalt.
Er mag entfliehen Tagen, regenmüden,
beendend seinen Sommeraufenthalt.

Zu neuen Ufern zieht ’s ihn, Deltas Sümpfe,
wo frisch pulsiert sein sanftes Vogelleben,
dieweil wir hier in warmen Winterstrümpfen
dem kühlen Nebel noch Paroli geben.

Auch Mauersegler sind schon fort gezogen.
Jetzt währen Sommerfreuden nicht mehr lang,
dann zeigt sich Flora bunt dem Herbst gewogen,
stimmt glühend an des Phönix’ Abschiedssang.

© Ingrid Herta Drewing

Am Himmel

Wie sich der Himmel über uns verändert!
Mal stieben Wolken leicht dahin im Blau,
dann die Gewittermänner, gelb umrändert,
sich türmen auf und quellen weiß ins Grau.

Und nach dem Höllentanz von Donner, Blitzen
klärt sich der Himmel wieder herrlich auf.
Die Sonne thront dort licht auf ihrem Sitze
und krönt der Regenbogen sanften Lauf.

Jetzt kann, was Flügel hat, in Lüften schweben,
nur nicht das Huhn, es muss am Boden bleiben.
Jedoch der Schwalben luftig wahres Leben
darf tanzend sich ins Himmelblaue schreiben.

Wie gern ich da auch eine Schwalbe wäre!
Doch weiß ich, dieser Wunsch greift nur ins Leere.

© Ingrid Herta Drewing