Sommerwald

Es fliegen die Schwalben und schweben,
der Sommer reist durch das Land.
Belaubt sich die Bäume verweben,
und Wald wird zur grünenden Wand.

Im Innern gleicht er Kathedralen,
durch deren Fenster das Licht
in Bahnen ins Dunkel darf strahlen
und flüsternd von Leben spricht.

Da wirken die Spinnen im Busche;
in Netzen funkelt der Tau.
Noch träumen die Eulen, es huschen
die Rötelmäus‘ aus dem Bau.

Das Eichhörnchen tanzt auf den Zweigen,
im Kobel es Junge nährt,
die bald in des Sommertags Reigen
erfahren, was Mutter sie lehrt.

Der Wind streift die Wipfel, ein Rauschen
wogt in den Bäumen so lind,
als wollten die Blätter nun plauschen,
im Spiel mit dem Elfenkind.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Sommermorgen VI

Es schimmert zwischen Farnen, zart betaut,
ein Spinnennetz im Glanz der Sonnenstrahlen.
Die Wassertröpfchen, kunstvoll eingebaut,
wie Diamanten ihre Farben malen.

Hier, wo des Morgennebels kühler Hauch
in sanftem Licht den Sommertag begonnen,
erschaue ich entzückt, andächtig auch,
das Schöne, das Natur so fein gesponnen.

Und in des Waldes grüner Kathedrale,
wo Sonne ihre hellen Wege findet,
in Licht gewirkten Bahnen luftig malend,
in Büschen, Gräsern, Farnen zärtlich schwindet.

Dort in der Stille fühl’ ich mich geborgen,
erfreue mich an diesem Sommermorgen.

© Ingrid Herta Drewing