Vater und Sohn
Einschlafen soll er, mag noch nicht,
möcht’ bei den andern bleiben.
Sein Bruder, dieses Bleichgesicht,
ließ sich noch nicht vertreiben.
–
Und da soll Häuptling große Zeder
ins Bett schon, in die weichen Federn?
Er schleicht sich aus dem Wigwam raus
und kundschaftet nun alles aus.
–
Aha! Erwischt! Sie sehen fern.
Den Film, den sieht er auch recht gern.
Hier hinterm Sessel, gut versteckt,
wird er ganz sicher nicht entdeckt.
–
„Ach, dies Programm ist gar zu öde!
Ich schalt’ es aus, sonst noch verblödet
der Späher hinter meinem Sessel.
Ich werd’ ihn fangen und gleich fesseln.“
–
Der Vater schnappt den Häuptling sich,
trägt ihn ins Bett, schimpft aber nicht,
liest vor von Bären und Schoschonen,
von Menschen, die in Wäldern wohnen.
–
Und langsam holt der Schlaf sie ein,
den Vater und sein Söhnelein.
–
© Text: Ingrid Herta Drewing
Foto: Pixabay